Hessen: Neonazis ziemlich aktiv

Icke 01.12.2011 06:47 Themen: Antifa Antirassismus Bildung
Ob Alsfeld, Bruchköbel, Linden bei Gießen; echzell in der Wetterau oder Sulzbach im Taunus. Regelmässige neonazistische Aktivitäten quer durch Hessen, die leider selten bemerkt werden.
Deshlab hier eine selbstgeschriebene kurze Übersicht über Nazi-Aktivitäten vom letzten Wochenende.In der Hoffnung, dass sich hier engagierte Menschen finden, die diesen Zustand ändern wollen.
Am Freitagabend versammelten sich ca. 20 Neonazis vor dem Juz in Sulzbach(Main-Taunus-Kreis):Die Neonazis waren u.a. an Glatzen und Springerstiefeln in Kombination mit „White Power“ Shirts erkennbar und sichtbar aggressiv. Es waren auch sog. „NSBM“-Fans(National Socialist Black Metal) anwesend. Die Neonazis kamen u.a. aus Hofheim und Kelkheim.In Kelheim fand 2006 am „Tag der Deutschen Einheit“ eine NPD-Demonstration statt. Seitdem verfestigen sich die Neonazi-Strukturen vor Ort.

Von Freitag auf Samstag fand eine Party im „Old Brothers Castle“ in der Wiesengasse in Echzell-Gettenau statt. Die Besucher mit teils eindeutigen Kennzeichen parkten die Wiesengasse trotz Halteverbot zu. Seit der Freilassung des Chefs sind hier deutlich stärkere Aktivitäten wahrnehmbar. Öffentliche Auftritte der Gruppe mit neonazistischem Charakter sind aktuell nicht bekannt.

Am Samstagabend ab 20 Uhr fand in Linden(Landkreis Gießen) ein unangemeldeter Umzug von etwa 12 Neonazis statt. Diese traten aggressiv und martialisch auf und verklebten systematisch Aufkleber mit neonazistischem Inhalt. In der Region haben in den letzten Wochen verstärkt Neonazi-Aktivitäten stattgefunden: Bei einer Unterführung in Linden wurde groß die Neonazi-Parole „Good Night, Left Side“ an die Wand gesprayt. In Wetzlar Dutenhofen wurde ein Transparent mit der Aufschrift „Hier regiert der nationale Widerstand“ aufgehängt. Dieses Bekenntnis zur regionalen Festsetzung und zur Schaffung von „National befreiten Zonen“ und „No go areas“ für DemokratInnen ist in der Region zwischen Lahn-Dill-Kreis und Landkreis Gießen ernstzunehmen. Diese Zonen wurden von den gewalttätigen Gruppen „Anti-Antifa“ und „Autonomen Nationalisten“ Wetzlar schon mehrfach angekündigt.

Auf dem Weihnachtsmarkt in Bruchköbel(Main-Kinzig-Kreis) wurde eine größere Gruppe, teils einschlägig bekannter und lautstark Parolen gröhlender Neonazis gesichtet.Bruchköbel ist aktuell eine Hochburg der rechtsextremen Szene in Hessen.

Freitag Alsfeld(Vogelsbergkreis): Etwa 20 Neonazis, darunter auch Mitglieder der Gruppierungen „Frei Kräfte Schwalm Eder“ und „Berserker Kirtorf“ sowie Neonazis in einschlägigen Klamotten bei einem nicht rechten Metall-Konzert in der Hessenhalle Alsfeld. Einige waren an eindeutigen Kleidern der bei Neonazis sehr beliebten Marken „Thor Steinar“, „Consdaple“ und „Ansgard Aryian“ erkennbar. In Alsfeld haben in der Vergangenheit mehrere Konzerte mit sog. „Grauzonenbands“ stattgefunden. Das dadurch angezogene teils rechtsextreme Publikum scheint nun auch normale Metall,- und Rockkonzerte zu besuchen. Hier ist inzwischen von einer festen Szene auszugehen.

Zusätlich gibt es nun belegbare Kontakte zwischen hessischen Neonazis sowie Personen der NSU-Terrorzelle in Thüringen. Laut einem Bericht der HNA gibt es auch ein Foto, das den früheren Kopf der “Freien Kräfte Schwalm Eder”, Kevin S. mit einem – inzwischen verhafteten - Verdächtigem aus der Terrorzelle zeigt. Schon seit längerem sind Kontakte zwischen 3 Wetterauer Neonazis sowie Neonazis aus dem “Braunen Haus” in Jena bekannt.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

op

MCF 01.12.2011 - 17:19
Könntet ihr bitte die Quelle, die besagt, dass der überall bekannte Kevin S Kontakte zur NSU hatte, transparent machen? In den Raum geworfene Behauptungen (auch wenn sie den politischen Gegner betreffen) helfen nicht weiter.

Heute Demo 18:00 Uhr Cafe Koz Frankfurt

antifabesetzina 02.12.2011 - 11:39
 http://wohnraum.blogsport.de

Häuser besetzen bleibt legitim und notwendig!

Gegen die Repression von Staat und Polizei!

Aufruf zur Demonstration am 2. Dezember 2011 zum zweiten Jahrestag der Casino-Räumung.
Treffpunkt 18:00 Uhr Cafe Koz/ Campus Bockenheim/ Frankfurt

Am 2. Dezember 2011 jährt sich die polizeiliche Räumung des zuvor besetzten Casino-Gebäudes zum zweiten Mal. Wir wollen diesen Jahrestag zum Anlass nehmen, um uns mittels einer Demonstration mit den verschiedensten Versuchen Häuser zu besetzen solidarisch zu erklären und die Rolle von staatlicher Repression und Polizei zu kritisieren. Schließlich werden Besetzungen illegalisiert, und immer wieder gewaltsam geräumt und die Besetzer_innen kriminalisiert.
Besondere Aktualität gewinnt die Besetzungsthematik durch die kurzzeitige Besetzung der Schumannstraße 60 im Frankfurter Westend. Im Folgenden wollen wir kurz wiedergeben, worum es bei beiden Besetzungen ging was wir dabei und für richtig halten. Anschließend wollen wir dann noch ein paar Worte zur Kritik von Staat, Politik und Polizei in Kontext von Hausbesetzungen verlieren.

Am 30. November 2009 wurde das Casino auf dem Frankfurter IG-Farben-Campus von Studierenden im Anschluss an eine universitäre Vollversammlung besetzt. Dies geschah im Kontext der Bildungsproteste in Deutschland und Österreich gegen den Bologna-Prozess bei denen in beiden Ländern eine Vielzahl von Universitäts-Gebäuden besetzt wurden. Ziel war es – entgegen der immer deutlicher bemerkbaren Ausrichtung der Universitäten an ökonomische Interessen – Raum zu schaffen für die Selbstorganisation von Studierenden und sich Raum für kritische und selbstbestimmte Bildung zu nehmen, die im Zuge der Transformation der Hochschulen immer weniger oder gar keinen Platz im offiziellen Universitätsbetrieb zugesprochen bekommen. Ebenso sollte gegen die – nach wie vor vorangetriebene – Umstrukturierung und der damit einhergehende Entdemokratisierung der Hochschulen protestiert werden.

Schon am 2. Dezember 2009 wurde das Gebäude nach weniger als einer Woche von der Polizei umstellt und geräumt, wobei über 100 Menschen festgenommen wurden und äußerst rabiat gegen die vor dem Gebäude Protestierenden vorgegangen wurde. Im Anschluss daran fanden mehrere Demonstrationen aus Protest gegen die Räumung selbst und die Umstrukturierung der Hochschule statt, jeweils mit über 1000 Teilnehmer_innen – zuletzt genau ein Jahr nach der Räumung am 2. Dezember 2010 unter dem Motto „Danke für die warmen Worte. Nichts hat sich geändert.“. Mittlerweile ist die Situation an den Hochschulen offensichtlich noch einmal schlimmer geworden, der Bologna-Prozess wird nach wie vor vorangetrieben, am Bachelor-Master-System hat sich rein gar nichts geändert und die Hochschulen sind im Zuge der G8-Reform der Schulen völlig überlaufen.

Ebenfalls im Anschluss an eine studentische Vollversammlung wurde am 20. Oktober dieses Jahr ein ehemaliges Universitätsgebäude in der Schumannstraße 60 besetzt. Grund für die Besetzung war nicht die Situation an den Hochschulen, sondern die katastrophale Wohnsituation, die sich gerade zu Semesterbeginn – wenn besonders viele Studierende auf Wohnungssuche sind – besonders deutlich zeigt. Der Mangel an bezahlbarem und annehmbarem Wohnraum ist jedoch offensichtlich ein Problem, dass nicht nur Studierende, sondern einen großen Teil der Menschen in dieser Gesellschaft betrifft, seien es Auszubildende, Arbeitslose mit oder ohne HartzIV, Migrant_innen, Arbeiter_innen, das sogenannte Prekariat oder sonst wer. Dabei wird niemand allen Ernstes die Wichtigkeit einer angenehmen Wohnung – was auch immer der einzelne sich konkret darunter vorstellen mag – für ein gutes Leben bestreiten wollen. Trotzdem wird Wohnraum immer teurer, halbwegs günstige Wohnungen gibt es dank diverser Stadtumstrukturierungsmaßnahmen praktisch nur noch in schäbigen Bruchbuden oder in den Vorstädten. Das gleichzeitig jede Menge Häuser leer stehen zeigt, wie idiotisch die Art und Weise ist, mit der Wohlstand und Eigentum in dieser Gesellschaft verteilt werden. 1

Die polizeiliche Räumung mit anschließenden Festnahmen und rigidem Vorgehen – inklusive Schlagstockeinsätzen – sowohl gegen die Besetzer_innen im Haus als auch gegen die vor dem Haus gegen die Räumung Protestierenden, ging diesmal schon am selben Abend von statten. Die rechtliche Grundlage der Räumung waren Strafanzeigen wegen Hausfriedensbruchs durch das Hessische Immobilienmanagement(HI), die nun gegen die ca. 80 Besetzer_innen im Raum stehen. Nachdem die HI bei einem spontanen Besuch in ihrer Geschäftsstelle aufgefordert wurde die Anzeigen zurück zu nehmen, kam es zu einem Gespräch zwischen der HI, dem Asta der Goethe-Uni, der Initiative „Wohnraum für alle“ und der Gruppe „Schlaflos in Frankfurt“. Dabei knüpfte die HI – stellvertretend für die hessische Landesregierung – die Rücknahme an die Bedingung, dass die Anwesenden Gruppen erklären sollten, Besetzungen in Zukunft als Mittel der politischen Auseinandersetzung abzulehnen und in ihre Zusammenhänge hineinzuwirken, um eventuelle zukünftige Besetzungen zu verhindern. Wir bleiben dabei: Besetzungen bleiben legitim und notwendig! Neben dem Ausdruck unserer Solidarität fordern wir mit der Demonstration die bedingungslose Rücknahme der Strafanzeigen!

Die Beweggründe für diese beiden Besetzungen sind offensichtlich unterschiedlich, aber die Aktionen haben auch ihre Gemeinsamkeit: Die Absicht der beteiligten Besetzer_innen, sich selbst zu organisieren und sich Raum anzueignen, entweder um auf gesellschaftliche Problematiken aufmerksam zu machen oder um die eigene Situation in dieser Gesellschaft tatsächlich zu verbessern. Wir solidarisieren uns mit Besetzungen, egal ob diese Raum zum Wohnen, für alternative Wohnformen, zur Selbstorganisation, für selbstbestimmte Bildung und kritisches Denken oder für autonome Kunst- und Kulturprojekte schaffen wollen. Wir hoffen dass es in naher Zukunft noch viele weitere Besetzungen geben wird – nicht nur in Frankfurt!

Leider ist auch klar, dass es sich bei Besetzungen in der Regel und in den aktuellen Kräfteverhältnisse um eher kurzfristige Projekte handelt. Einfach weil staatliche Politik auf eine funktionierende Wirtschaft angewiesen ist, um selbst zahlungsfähig und damit handlungsfähig zu bleiben. Allein deshalb muss der Staat das Eigentum in seiner jetzigen Form schützen, auch wenn es dann im konkreten Fall ungenutzt vor sich hin rottet. Besetzungen sind nicht als guter Ratschlag an die Regierung zu verstehen. Sie richten sich direkt gegen die aktuellen Eigentumsverhältnisse, deren Bewahrung Aufgabe staatlicher Politik ist: Diese kann niemals allen Ernstes solidarisch mit unseren Aktionen sein, Besetzungen müssen gegen diese durchgesetzt werden.

Für gewöhnlich werden Besetzungen von staatlicher Seite aus als eine reine Polizeiangelegenheit angesehen. Besetzungen werden – im Normallfall – mit einer polizeilichen Räumung beantwortet. Die Polizei hat grundsätzlich in ihrem Vorgehen, sei es bei Besetzungen, sei es bei mit diesen solidarischen Demonstrationen und anderen Aktionen, durchaus gewisse Handlungs- und Ermessensspielräume. Sie muss selbst entscheiden, ob eine Räumung im Rahmen ihrer aktuellen Möglichkeiten liegt oder nicht. Sie hat die Wahl „deeskalierend“ vorzugehen oder aber Schlagstock, Pfefferspray und Massenverhaftungen als ihr Mittel zu wählen. Dass sie sich meist für letzteres entscheidet, liegt daran, dass sie Teil des Staates ist, von politischen Entscheidungen beeinflusst wird, selbst aber auch genauso politischer Akteur mit eigenen Interessen ist. Von daher ist es auch nicht verwunderlich, wenn sie Besetzer_innen immer wieder aus den Häusern herauswirft. Die Polizei ist keine neutrale Instanz, die irgendwie bei den vergangenen Räumungen Mist gebaut oder überreagiert hat. Sie ist die Instanz, die die bestehenden Verhältnisse mit allerlei fiesen Waffen in der Hand verteidigt. Das ist – unter anderem – der Sinn und Zweck der Polizei.

Wir rufen euch auf am 2. Dezember zur Demo zu kommen um gemeinsam unsere Solidarität mit Hausbesetzungen auszudrücken und mit uns ein Zeichen gegen Staat und Polizei zu setzen!

Solidarität mit den Besetzer_innen!
Weg mit den Strafanzeigen!
Besetzungen erkämpfen!
Gegen die Repression von Staat und Polizei!

Und Samstag natürlich IMK Wiesbaden!