[HH] Bleiberecht für alle!

ATESH 04.04.2012 21:57 Themen: Antirassismus
Seit 13 Jahren leben die Sarkissians in Hamburg. Nun soll die Familie nach Armenien abgeschoben werden.
Die beiden Töchter der Familie, Anna (11Jahre) und Melania (17 Jahre) kennen Armenien nicht. Ihr Leben gestaltet sich in Hamburg und nicht in dem Land aus dem ihre Mutter vor langer Zeit floh.
Obwohl Anna in Deutschland geboren ist und ihre Familie seit langer Zeit hier lebt , haben sie bis jetzt keinen sicheren Aufenthaltsstatus erteilt bekommen, sondern wurden all die Jahre lediglich „geduldet“. Dies bedeutet die vorläufige Aussetzung der Abschiebung.
Nun teilte die Ausländerbehörde den Sarkissians mit, dass Armenien bereit sei, sie wieder zurückzunehmen und sie somit ausreisepflichtig sind, sie also jetzt praktisch zu jeder Zeit abgeschoben werden können.
Die Familie stellte darauf hin einen Asylantrag und wurde umverteilt in ein Asylbewerberheim in Nordrhein-Westfalen. Das Anna und Melania in Hamburg eine Schule besuchen und sich die Familie seit 13 Jahren hier ihre Existenz aufgebaut hat scheint kein ausreichender Grund für die Ausländerbehörde zu sein, die Zuständigkeit für das Asylverfahren in Hamburg zu behalten.

Doch diesmal bleibt die unmenschliche deutsche Flüchtlingspolitik nicht unbeachtet sondern eine ganze Schule stellt sich gegen die Abschiebepraxis Hamburgs. Zirka 520 Schüler_innen und Lehrer_innen der Heinrich-Hertz-Schule haben eine Petition geschrieben und diese bei der Hamburger Härtefallkommission eingereicht, mit der Bitte die beiden Schülerinnen nicht abzuschieben sondern ihnen ein Bleiberecht zu erteilen.
Dadurch das die Familie umverteilt wurde ist diese Kommission jedoch offiziell nicht mehr zuständig sondern Nordrhein-Westfalen. Der Familie wurde geraten einen Antrag zu stellen, dass sie zurück nach Hamburg verteilt werden sollen. Aus der Praxis ist jedoch bekannt, dass dies unwahrscheinlich ist.

Am 03.04.12 demonstrierten etwa 250 Menschen, überwiegend Schüler_innen der Heinrich-Hertz-Schule, für ein dauerhaftes Bleiberecht der Familie Sarkissians.
Wir unterstützen diesen Ausdruck praktischer Solidarität und rufen dazu auf, sich aktiv einzumischen wo sonst so oft weg gehört wird.

Die rassistische Praxis der deutschen Behörden ist tägliche Realität. Dieser institutionalisierte Rassismus macht sich bemerkbar durch die bekannten Sondergesetze für Migrant_innen, wie zum Beispiel die sogenannte „Duldung“, das Gutscheinsystem und die Residenzpflicht. Menschen werden tagtäglich aus ihrem Leben gerissen und gegen ihren Willen gewalttätig abgeschoben. Es gilt, dies nicht weiter hinzunehmen und jede Form von institutionalisierten und gesellschaftlichen Rassismus zu bekämpfen.
Jeder Mensch hat das Recht auf ein dauerhaftes Bleiberecht und selbstbestimmtes Leben. Kein Mensch ist illegal. Bleiberecht für alle!

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Ergänzungen

irrelevanz

... 05.04.2012 - 15:48
zunächst einmal sollte darauf hingewiesen werden, dass menschen, die hier als flüchtlinge oder migrantInnen her kommen eine arbeitserlaubnis brauchen, die ihnen beim status "geduldet" häufig verwehrt wird.

allerdings ist es völlig irrelevant ob die familie gearbeitet hat oder nicht. dass über 200 menschen sagen, "die mögen wir so sehr, die sollen bleiben" spricht doch bände. diese familie hat ganz offensichtlich ein soziales umfeld, von dem die rassisten die hier "fragen" stellen nur träumen können.

und ganz grundsätzlich sollte es doch jedem menschen freistehen da zu wohnen wo er/sie dat gerne möchte.

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