HH: Wir hätten auch deutlich mehr sein können

Felix Krebs 30.01.2012 10:43 Themen: Antifa Antirassismus
Ein paar kritische Gedanken zu der Demonstration "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland!"

Am vergangenen Samstag demonstrierten knapp 2.000 Menschen in Hamburg gegen den Terror des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), deutsche Geheimdienste sowie Rassismus in der deutschen Gesellschaft und gedachten der Opfer rassistischer Gewalttaten. Den Veranstalter_innen, einem kleinen Bündnis aus Hamburg, ist zu dem Erfolg zu gratulieren. Sie selbst hatten, ebenso wie die Polizei, mit deutlich weniger Teilnehmer_innen gerechnet; wohl wissend, dass ihre Vorbereitungstreffen und Bündnispolitik nicht um Mehrheiten in der antifaschistischen und antirassistischen Bewegung bemüht, sondern von deutlicher Abgrenzung geprägt waren. Dass so viele Menschen zu der Demonstrationen kamen, ist vor allem ein Ausdruck für das immer noch anhaltende Entsetzen über die Morde und das tiefe Misstrauen in staatliche Ermittlungsorgane großer Teile der liberalen und linken Öffentlichkeit. Ein großer Teil der Demonstrierenden verhielt sich damit wesentlich solidarischer und weniger ausgrenzend, als der Vorbereitungskreis der Demonstration.
Vorbereitungen von Exklusivität geprägt

Wenn mensch den Aufruf des Bündnisses "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" ließt, dann fällt sofort auf, dass dieser von großen Teilen der migrantischen Organisationen, flüchtlings- und migrationspolitischen Verbänden und vielen bekannten antifaschistischen Gruppierungen nicht unterschrieben wurde. Weiterhin fällt auf, dass die Zahl der Unterschreibenden noch dadurch halbiert wird, dass viele Gruppierungen den Aufruf nicht unterstützten, sondern nur die Demonstration. Der Aufruf hat also in Hamburg wenig politisches Gewicht, zumal einige der unterzeichnenden Gruppierungen sich zwar durch phantasievolle Namen auszeichnen, jedoch weder aus Hamburg kommen, noch einen besonderen Bekanntheitsgrad haben.

Besonders bedauerlich war es, dass es weitgehend versäumt wurde, bei migrantischen und linken Exil-Organsiationen um Unterstützung zu werben. Der Anspruch sich gegen Rassismus zu engagieren und den Opfern zu gedenken wird dadurch kontakariert, wenn noch nicht mal relevante türkische Verbände (die Opfer des NSU waren bekanntlich zum größten Teil Türken) an dem Vorbereitungskreis ernsthaft beteiligt wurden. So war die einzig relevante migrantische Gruppe auf der Demonstration - nicht auf dem Aufruf - die Ramazan-Avci-Initiative. Ansonsten war die Demonstration fast rein weiß und deutsch.
Weiterhin macht es nachdenklich, dass auch die wichtigsten linken migrations- und flüchtlingspolitischen Organisationen der Stadt, wie Flüchtlingsrat, Café Exil, Karawane u.a. nicht unter dem Aufruf stehen. Und dieses vor dem Hintergrund, dass die Hamburger Nazi-Szene viele Aktivist_innen jüngst persönlich bedroht hat, weil sie mit ihrem realem Namen seit Jahrzehnten für antirassistisches Engagement stehen.
Und zum Dritten macht es traurig, dass trotz der Ansprüche gerade der "antideutschen" Szene, das Andenken an die Shoah und deren Überlebende hoch zu halten, deren Organisationen im Bündnis ebenso fehlten, wie viele antifaschistische Gruppierungen. Das Auschwitzkomitee und die "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes" sucht man jedenfalls vergeblich im Spektrum der Unterzeichnenden.

Dass viele Menschen u. a. aus den erwähnten Organisationen, ebenso wie der Autor, trotzdem am 28. Januar auf die Straße gingen, lag also weniger an dem Wunsch, den Vorbereitungskreis der Demonstration und dessen Politik zu unterstützen, als daran, das Entsetzen über die neofaschistischen Morde des NSU zu äußern, die tiefe Verstrickung von Geheimdiensten und andere staatliche Institutionen anzuklagen sowie vorhandenen staatlichen und gesellschaftlichen Rassismus anzuprangern.
Hätte es einen pluralistischen, breiten, linken Vorbereitungskreis gegeben, unter der Beteiligung der oben angesprochenen Spektren, dann hätte man am 28. Januar eine Mehrfaches an Demonstrant_innen auf die Straße gebracht und ein wesentlich nachhaltigeres Zeichen gesetzt. An dem politischen Gehalt dessen, was tatsächlich über die Demonstration und Pressearbeit, an die breite (mediale) Öffentlichkeit gelangt ist, hätte man wohl wenig Abstriche machen müssen. Dafür hätte man aber wahrscheinlich mit einem machtvollerem und finanzkräftigerem Bündnis die ursprüngliche Demonstrationsroute durchsetzen können und vor die Innbehörde, wie auch durch die Mönkebergstraße ziehen können. So wurde eine große Chance vertan, stattdessen sich in einer merkwürdig devoten Pressemitteilung bei der Polizei für ihren "demokratischen" Charakter quasi auch noch bedankt. Hatten die Veranstalter_innen, welche sonst gleich ganz "Deutschland abschaffen" wollen, schon vergessen, dass sie sich erst drei Tage zuvor über die repressive Innenbehörde und die Verlegung der Route, zu Recht, beklagt hatten? So blieb leider eine ereignisarme Demonstration, die weder den wichtigsten Adressaten (Geheimdienst), noch größere Teile der Bevölkerung, erreichte.

Die eigenen Versäumnisse

Es bleibt auch kritisch anzumerken, dass eine mehr auf politische Breite orientierte, radikale LInke, es in den vergangenen Monaten nicht vermocht hat, größere Proteste angesichts der staatlichen Verstrickung mit der neofaschistischen Szene und dem NSU zu organisieren. Dieses wurde auch dadurch erschwert, dass sowohl der "antiimperialistische", wie auch der "antideutsche" Flügel der Hamburger Linken schon ab Ende November darauf hin orientierten, Demonstrationen zu organisieren, welche vornehmlich das eigene Publikum bedienen und der Selbstversicherung dienen sollten, statt die breite Empörung in der liberalen bis linken Öffentlichkeit aufzunehmen und zu radikalisieren. Eine vierte Demonstration zum Thema, es gab auch noch den sozialdemokratisch geprägten Schweigemarsch, wäre u.U. zu viel gewesen. Rückbetrachtend, hätte mensch es allerdings versuchen sollen.
Es bleibt zu hoffen, dass Exklusivitätsansprüche in Teilen der Hamburger Linken, zukünftig mehr hinter einem gemeinsamen Interesse an antifaschistischer und antirassistischer Politik zurückstehen. Dieses soll nicht heißen, dass unterschiedliche Sichtweisen in Bündnissen zukünftig keine Rolle mehr spielen sollten. Aber eine unversöhnliche Spaltung nützt nur denen, gegen die ja alle angeben sich zu engagieren - den Nazis und Rassist_innen, dem bürgerlichen Staat und seinen Organen.
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Ergänzungen

taz-Artikel zur Demo

Entdinglichung 30.01.2012 - 11:22
 http://taz.de/Protest-gegen-Nazi-Gewalt/!86630/

ansonsten: aus den Fehlern von 1933 lernen, wo SPD/ADGB und KPD mehr Zeit damit verbrachten, sich gegenseitig als "Kozis" und "Sozialfaschisten" zu denunzieren als gemeinsam gegen die Nazis zu kämpfen!

Spekulationen

blubb 30.01.2012 - 12:11
Ich finde die Einschätzungen zum Demobündnis ziemlich spekulativ. Es ist durchaus zu kritisieren, wenn antirassistische Gruppen etc. nicht angefragt werden, in so einem Bündnis mitzuarbeiten. Es ist jedoch etwas anderes, wenn diese Gruppen angefragt werden, aber aus welchen Gründen auch immer nicht an einem solchen Bündnis interessiert sind. Mal ganz abgesehen von dem absurden Szene-Tratsch, der im Vorfeld solcher Demos von Teilen der Hamburger Linken verbreitet wird, weil mensch selber als politischer Bündnisparter nicht mehr in Frage kommt. Und wenn man mal ehrlich ist: Für Hamburger Verhältnisse war das Demobündnis schon ziemlich "breit".

Bevor hier aber weiter munter herum spekuliert wird, wer warum nicht mit wem in diesem Demobündnis konnte, sollte mensch vielleicht auf eine Erklärung des Demobündnisses warten, die es vermutlich noch geben wird. Bis dahin sind derartige Spekulationen als Versuch zurück zu weisen, der hier bereits angesprochenen linken Selbstvergewisserung nachzugehen, frei nach dem Motto: "Irgendwie muss ich mich jetzt dafür rechtfertigen, warum ich mit meiner Gruppe an einem solchen Bündnis nicht teilnehmen wollte."

Nachgedacht

etwas da draußen 30.01.2012 - 12:42
Hmm,das Problem mit den Exklusivitätsansprüchen in der radikalen Linken bzw. in Teilen der Antifabewegung ist natürlich nicht neu. Andererseits ist die "Szene" mitlerweile teilweise dermassen gespalten, dass es dann natürlich nicht verwunderlich ist, wenn die entsprechenden Aktionen und Demos buchstäblich immer nur unter der "eigenen Fahne" stattfinden.

Speziell im Antifa-Bereich ist dieses schon länger zu beobachten. Gerade in den letzten Jahren ist eine gewisse "Elitenbildung" bzw. eine gewisse Tendenz zu "avantgardistischen" Ansprüchen in Teilen der "Szene" zu beobachten. Oder anders ausgedrückt: Wer ist denn überhaupt in Antifa-Assoziationen so alles aktiv: In den meisten Städten und Gruppen sind dies meist "gesellschaftlich (über)priviligierte" Leute, die häufig nicht mit direkter Marginalisierung ihrerseits durch Herkunft, Sexuelle Orientierung, sozialem Status usw. zu tun haben. Stattdessen sind viele (wenn auch nicht alle) Menschen in den entsprechenden politischen Zusammenhängen häufig Menschen mit einer "bürgerlichen Sozialisation", nicht wenige studieren (was heutzutage auch schon als "Privileg" gilt) oder lohnarbeiten, leben einigermassen "angepasst" und/oder haben/hatten in ihrem Leben nicht mit Ausgrenzungsprozessen und Diskriminierung o.ä. zu tun.
Nunja, was ich damit ausdrücken will, ist, dass diese Sozialisationseinflüsse durchaus auch auf die direkte politische Theorie und Praxis der entsprechenden Leute/Assotiationen/Bündnisse haben kann. Eine unbewusste (oder gar offen-bewusste) Reproduktion "angepasster" und "bürgerlicher" Analysen bzw. Verhaltenweisen, welche dann in der politischen Praxis auch entsprechend umgesetzt wird und dabei eben auch Menschen ausser Acht lässt, die eben durch Scheißdreck wie Rassismus, Homophobie, Antisemitismus usw. in dieser, aus Normativitäten und chauvinistischen Ausgrenzungsmechanismen geprägten Gesellschaft an den Rand gedrängt werden. (typisch hierfür sind z.b. krasse Abstrahierungen im Bezug auf die Äusserungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, welche dann sehr schnell auch mal "ideologisch" und dogmatisch als "einzige Wahrheit" geäussert werden, beispiele hierfür sind im berühmtem "Antiimp-Antideutsch"-Konflikt oder in der Debatte im Umgang mit "bürgerlichen Gruppen" zu finden)

Antifaschistische Politik muss in meinen Augen auch verstärkt an den direkten Ursachen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zielen... (Nationalismen, Identitätsfetische, klassistische und sozialchauvinistische Ausgrenzungsprozesse, Autorität aber durchaus auch Gewaltfetischierung und Mackertum, letzteres ist für viele Menschen wohl jedoch auch mit viel Selbstkritik verbunden, jedoch auch so ein typisches Beispiel der Reproduktion bürgerlich-gesellschaftlich-aktzeptierter, antiemanzipatorischer Verhaltensweisen) Des weiteren sollte antifaschistische Politik sich auch viel stärker mit den Menschen, die direkt von Marginalisierung, Normierung und Diskrimierung betroffen sind, befassen und endlich die Kackscheiße der Reproduktion bürgerlicher, herrschaftlicher Verhaltensweisen und Ideologien (womit ich nicht alleine irgendwelche Antiwasauchimmer's meine sondern auch das Denken, dass eine "Dominanz" und ein "Wahrheitsanspruch" quasi vorhanden sein muss und als antifaschistische "Lösung" auf die bestehenden antiemanzipatorischen Verhältnisse immer wieder gegen vermeintliche "Gegner" durchgesetzt werden muss) endlich ÜBERWINDEN bzw. schleunigst hinter sich bringen.

Denn ansonsten fühlen sich viele Menschen nähmlich auch ganz einfach "abgeschreckt", wenn sie das Wort "Antifa(schismus)" hören bzw. sie Aufrufe zu Demos wie "Der Tod ist..." lesen.. Und ein dringend notwendiger Reflexionsprozess zu Dingen wie Marginalisierung, Ausgrenzung, Chauvinismus (und den daraus resultierenden, politischen Drecksideologien), der durch eine große Demo durchaus einen "Anstoß" erhalten kann, ist in diesen Zeiten bitter nötig...

Es muss beim Antifaschismus ums (wesentliche) Ganze gehen...Und nicht um Wahrheitsansprüche oder gar Privilegien...

Die Kritik wirkt mehr wie ein Ressentiment

gerlda 30.01.2012 - 12:56
Danke an den Autor, dass er sich soviel Mühe gemacht hat und zumindest partiell rausschimmernd solidarisch eine Diskussion anstoßen will. Eine radikale Linke, die sich einigelt anstatt zu reflektieren, ist keine mehr.

Ich finde den Artikel an einigen Stellen jedoch zu mystisch aufgeladen. Dass das Vorbereitungsbündnis sich "abgrenzen" wollte, bewusst viele Gruppen ausgeschlossen hat, ist doch eine reine Tatsachenbehauptung, die mehr nach Vorurteil als nach Insiderwissen klingt.

Und dass die meisten der anwesenden Demonstrant_innen die Ansicht des Autors teilen und lediglich wegen der Thematik mit Ablehnung des Bündnisses zur Demo gekommen sind, ist Quatsch. Bereits im Dezember gab es eine sich linksradikal gebende Demo bzgl NSU und staatlichen Verstrickungen. Dass die Demo am Samstag von knapp 1500 Menschen mehr besucht wurde als die im Dezember spricht da wohl eine deutliche Sprache und wird sich auf die Aufrufe und die Gruppen im Bündnis zurückführen lassen.

Was definitiv stimmt: megadämliche Pressemitteilung. Selten sowas dummes gelesen. Ansonsten hat das Bündnis augenscheinlich eine gute Arbeit gemacht, ist jedenfalls mein Eindruck.

Rassistische Stereotypen

zur demo 30.01.2012 - 12:58
Woher weißt du eigentlich welchen Migrationshintergrund die Teilnehmer_innen hatten? Das ist doch ein Rückgriff auf herrschende Stereotype wie Migrant_innen aussehen und sein sollen und wo und wie sie sich politisch organisieren!

Aber davon ab: Eine breite Bündnisdemo, wie sie dir vorschwebt , vermutlich im IL Stil mit Parteien und Gewerkschaften hätte ich falsch gefunden. Statt auf antifaschistische Beliebigkeit in der Breite ist es gerade vor dem Hintergrund staatlicher Extremismustheorien notwendig linksradikale Perspektiven zu vertreten. Das dies nicht wirklich gut gemacht wurde und statt auf Inhalte vor allem auf subkulturelles gegen Deutschland sein gesetzt wurde ist allerdings eine richtige Kritik.

Gleichwohl ist eine linke, autonome Demo zu diesem Thema richtig. Wer breite Bündnispolitik betreiben will kann dies ja gerne selber machen und muss dann nicht an anderen Demonstrationskonzepten rumnörgeln. Eine Bündnisdemo wie sie dir vorschwebt hat übrigens sehr wenigen Teilnehmer_innen einen Tag vorher in Bramfeld stattgefunden. Warst du auch dort? Würde mich wundern denn die Veranstaltung war leider sehr schlecht besucht.

da

da 30.01.2012 - 14:17
es spricht ja erstmal nichts dagegen dass die morde aufgeklärt werden und die behörend im anschluss abgeschaft werden, der aufruf zur aufklärung war (meines wissens) ja nicht direkt an den vs bestimmt. ich habe gedacht die ging direkt an die "zivilgesellschaft"

zum text, schön mal konstruktive kritik zu hören und kein andauerndes schwarz weiß gezeichne.
allerdings fällt das auch wieder ein wenig zusammen. es wird gefordert das mehr auf bündnis partner geachtet wird. ich weiß nicht wer im vorfeld direkt angesprochen worde, letztendlich kann aber jedeR selbst auch so einen aufruf lesen und unterstützen. warum man sich jetzt krampfartig auf türkische migrationsvereine konzentriert mit der begründung die opfer waren ja türken ist mehr als lächerlich. es geht doch hier um inhalte und nicht um scheiss herkunft. wenn eine person/verein den aufruf liest und ihn für gut empfindet so wird er unterstütz. wenn nicht dann halt nicht. dabei sollte aber auch bedacht werden: umso breiter ein bündniss umso flacher ist meist der inhalt. eine radikale linke muss inhaltliche standarts setzen, sonst kann man das mit der befreiten gesellschaft auch sein lassen und gleich zu den grünen gehen

und diese kritik das sich anti-d und anti-imps. mal zusammen reißen sollen weil wir ja alles antifaschistinnen sind hat die letzten 10 jahre diskussion wohl nicht mitbekommen/verschlafen. wer sich bis jetzt nicht mit den inhaltlichen diskursen beschäftigt hat, dem brauch ich das auch nicht weiter zu erklären. diese einheitsfront forderung ist mehr als rückständig.

Naja

Antifa ist DIY 30.01.2012 - 14:55
Statt Aufklärung (im Rahmen demokratischer Prozesse) zu fordern geht es darum den aus der Mitte der Gesellschaft kommenden Rassismus und Antisemitismus anzugreifen. Wer Aufklärung fordert, im übrigen unisono mit etablierten Parteien von CSU bis zur Linken, bedient so lediglich herrschende Diskurse. Das hier von Teilen der Demovorbereitung leider nicht von der Tür bis zum Fenster gedacht wurde zeigt sich ja auch in der demokratischen Lobpreisung der Polizei in der Presseerklärung.

Es reicht eben nicht gefühlt gegen Deutschland zu sein. Dies alleine drückt keinen radikalen politischen Widerspruch aus, sondern eher eine Form der Identitätspolitik. Um Deutschland wirklich in den Rücken oder gar abzuschaffen zu fallen bedarf es einer Systemkritik, die die Verhältnisse hier auch auf- und angreift und nicht lediglich als larmoyante Geste negiert.




Wer nicht da war

hans a. 31.01.2012 - 03:12
ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich fair ist, einem bündnis vorzuwerfen, wer sich alles nicht an ihm beteiligt hat, denn das ist ja meist immer noch die entscheidung derer, die sich nicht beteiligt haben.

wenn türkische kommunist_innen nicht auf einer demo laufen wollen, weil dort jüdische menschen israelfahnen tragen (wie hier behauptet), dann ist das nichts, was dem bündnis vorgeworfen werden kann. es ist allein ein problem jener (hypothetischen?) türkischen kommunist_innen.

darüber hinaus ist es ein wenig altbacken, zu denken, eine gruppe müsse ihren namen unter einen aufruf schreiben, damit die zu ihr gehörenden dran teilnehmen können. es stand ja auch keine hasv-fan-gruppierung drunter und hsv-fans waren da. zumindest auf individueller ebene waren sowohl people of color als auch "anti-imps" anwesend. die demo als rein "antideutsch" darzustellen ist kompletter blödsinn, denn 1. gibt es keine 1500 "antideutschen" in hamburg und 2. waren dafür viel zu viele palitücher am start.

abgesehen von den personen und gruppen, die offenbar den großteil der orga übernommen haben, war an der demo nix wirklich dermaßen "antideutsch", dass nicht alle von rsh bis tkp und zurück sich hätten drin wiederfinden können. dass sie das offenbar nicht wollten, liegt wohl eher an grabenkämpfen als an inhaltlichen differenzen, denn "der tod ist ein meister aus deutschland" sangen ja bekanntlich auch schon slime. und die sind nun wirklich gar nicht "antideutsch"...

alibis für weißdeutsche

! 31.01.2012 - 12:06
Mir scheint, dass diese Ständige Forderung nach "migrantischer"* Beteiligung hauptsächlich von weiß-deutsch sozialisierten Menschen kommt. Darin verbirgt sich zum einen wohl eine Form des Umgangs mit sowohl der eigenen (Mit-)Schuld an der Reproduktion der Gesellschaftlichen Verhältnisse und den eigenen Privilegien in diesen. Die sollen dann darüber relativiert werden, dass mensch ja "gemeinsame" Sache mit Alibi-"Migrant_innen" macht, also es irgendwie schafft diese für seine Sache anzuwerben. Das passt schematisch auch zur klassischen IL-Vorstellung wie ein Bündnis auszusehen hat: Möglichst viele verschiedene Gruppen, die möglichst wenig inhaltliche Überschneidung miteinander haben. Das dabei nur äußerst oberflächliche Positionierungen heraus kommen können versteht sich von selbst. Ein solch instrumentales Verhältnis zu "Migrant_innen" drückt sich nicht nur im obigen Artikel, sondern auch in vielen Kommentaren die Bezug nehmen auf die Demonstration am 9.12. aus: Es wird nicht mehr über Inhalte der Demonstration gesprochen, sondern nur noch darüber auf wessen Demo mehr "Migrant_innen" anwesend waren. Erst definieren weiß-deutsch eine gewisse Gruppe als "migrant_isch", dann wird dieser Gruppe irgendeine revolutionäre oder sonstwie gesellschaftlich/politisch relevante Subjektivität zugeschrieben und schließlich zanken sich die großen deutschen Macher, wer denn nun mehr der begehrten Subjekte auf seine Seite gezogen hat. Deswegen fragt auch niemand die abwesenden "Migrant_innen" warum sie nicht an der Demonstration teilgenommen haben, sondern ergötzt sich lieber im Spekulieren, Fingerzeigen und Anschuldigen innerhalb des eigenen Dunstkreises. Das es den "Migrant_innen" tatsächlich um die von der Demonstration vertreten Inhalte hätte gehen können, bzw. dass es auch "Migrant_innen" auf der Demonstration gab, die nicht auf den ersten Blick von weiß-deutschen als solche identifiziert werden können und die vllt. diese Identitätszuschreibung auch nicht für sich selbst übernehmen, kommt wohl eben so wenig in den Sinn. Rassismus innerhalb der Linken scheint wohl ebenso Baustelle zu sein wie z.B. Antisemitismus und Sexismus, und offenbar nicht nur bei den vermeintlich anti-muslimisch rassistischen "Antideutschen"**.

*"migrantisch"/"Migrant_in"/etc. wird hier im Sinne einer Fremdzuschreibung benutzt, also Menschen und Menschengruppen die von anderen (bzw. der Mehrheitsgesellschaft) als "migrantisch" bezeichnet werden.
**ebenso bei "Antideutschen".

neue PM

ufftaufta 31.01.2012 - 15:26
Richtigstellung zur Pressemeldung vom 28. Januar 2012
Veröffentlicht am 31. Januar 2012

Seit Samstag gibt es einiges Erstaunen über die Pressemeldung “Erfolgreiche antifaschistische Demonstration durch Hamburg”, die im Namen des Demobündnisses “Der Tod ist ein Meister aus Deutschland” an die Öffentlichkeit gegangen ist. Besonders wurde sich über die Formulierung gewundert, die Hamburger Polizei sei am 28. Januar durch “unerwartet demokratisches” Verhalten aufgefallen. Hierzu wollen wir als Bündnis feststellen: Diese Formulierung ist missverständlich. Wir bedauern sehr, dass sie in der Pressemeldung stand. Sie stammt aus einer Ansage vom Lautsprecherwagen gegen Ende der Demo und bezieht sich auf die Tatsache, dass die Hamburger Polizei sich entgegen ihrer Gewohnheit im Laufe des Tages zurückgehalten hat und die Demonstration gegen unsere Befürchtungen bis zum Ende laufen ließ – ganz anders etwa als viele andere Demos und zuletzt die Zomia-Demo im November 2011. Die Hamburger Polizei ist zwar gewohnt martialisch aufgetreten, hat aber wenigstens mal nicht offen rechtswidrig gehandelt. Nur das war mit der Formulierung von der “demokratischen” Polizeitaktik gemeint. Der intendierte sarkastische Unterton dieser Aussage ging in der Pressemeldung allerdings völlig verloren.

 http://dertodisteinmeisteraus.de/?p=266

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Genau! — B5

ok — also

SoL * Winterakademie 2011/12 — SoL * Sozialistische Linke, Hamburg

Weitere Demo? — R.Khan

Aufstand der Anständigen?! — lieber nicht

@lieber nicht — ich

NSU ? — Marina

Antifa heißt selbermachen! — law and order ist auch keine lösung

unklar — ...

Sehr gut!! — POC

In Gefahr und höchster Not.... — ...bringt der Mittelweg den Tod

Zensur, nein Danke — Klartext

@blubb — auch blupp