Hungerstreik Würzburg PM

Antira Berlin 06.06.2012 09:57
Vierundzwanzigste Pressemitteilung seitens der hungerstreikenden iranischen Flüchtlinge in Würzburg (Bayern)

Wir sind die Stimme aller Asylbewerber, die ihr Recht einfordern. Wir haben laut geschrieen, aber niemand hat uns gehört. Jetzt haben wir unsere Lippen zugenäht, weil alles gesagt wurde.

Nach 80 Tagen Widerstand gegen die Asylpolitik und die unmenschliche Situation von Asylbewerbern in Deutschland haben zwei von uns, Mohammad Hassanzadeh Kalali und Arash Dousthossein, mit zugenähten Lippen den Hungerstreik wieder aufgenommen und sind damit in die nächste Phase unseres Protests getreten. Aufgrund des bedeutungsvollen Schweigens der Verantwortlichen, sind heute, am 06.06.2012, Tag 3 nach Beginn dieser Aktion, die iranischen Flüchtlinge Reza Feizi aus Aub, trotz einer Nierenerkrankung und nur einer einzigen Niere, und Payam Rahoo aus Schweinfurt, ebenfalls mit zugenähten Lippen in den Hungerstreik getreten und haben sich unserem Protest angeschlossen.
Vierundzwanzigste Pressemitteilung seitens der hungerstreikenden iranischen Flüchtlinge in Würzburg (Bayern)

Wir sind die Stimme aller Asylbewerber, die ihr Recht einfordern. Wir haben laut geschrieen, aber niemand hat uns gehört. Jetzt haben wir unsere Lippen zugenäht, weil alles gesagt wurde.

Nach 80 Tagen Widerstand gegen die Asylpolitik und die unmenschliche Situation von Asylbewerbern in Deutschland haben zwei von uns, Mohammad Hassanzadeh Kalali und Arash Dousthossein, mit zugenähten Lippen den Hungerstreik wieder aufgenommen und sind damit in die nächste Phase unseres Protests getreten. Aufgrund des bedeutungsvollen Schweigens der Verantwortlichen, sind heute, am 06.06.2012, Tag 3 nach Beginn dieser Aktion, die iranischen Flüchtlinge Reza Feizi aus Aub, trotz einer Nierenerkrankung und nur einer einzigen Niere, und Payam Rahoo aus Schweinfurt, ebenfalls mit zugenähten Lippen in den Hungerstreik getreten und haben sich unserem Protest angeschlossen.
Die deutsche Regierung muss wissen, dass sie mit Schweigen und Passivität unseren Protest nicht stoppen kann. Sollte sie nicht sofort auf das Einfordern unserer Rechte positive Reaktionen zeigen und gegen die unmenschlichen Asylgesetze aktiv werden, wird sie mitansehen muessen, dass sich regelmäßig andere Asylbewerber mit zugenähten Lippen der Aktion anschliessen werden.
Aufgrund der Zunahme der Streikenden im Zelt haben wir von der Stadt die Genehmigung für mehr Betten und Decken gefordert. Dies wurde jedoch abgelehnt.


Unsere früheren Pressemitteilungen kann man am Dominikanerplatz lesen oder auf unserer Facebook oder Blogseite unter  http://www.facebook.com/GUStreik,  http://gustreik.blogsport.eu/ einsehen

Kontaktpersonen:
Soheil Hatamikia 0152/08374338; 0176/71080087
Armin Jahanizadeh 0176/69355356
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Ergänzungen

Solidarität mit dem Hungerstreik in Würzburg

initiative grenzenlos 11.06.2012 - 11:56
Solidaritätsbekundung der Initiative Grenzenlos | Leipzig 11. Juni 2012


Solidarität mit den Flüchtlingen im Hungerstreik in Würzburg!

Seit Mitte März ist eine Gruppe iranischer Flüchtlinge in Würzburg mit kleineren Unterbrechungen im Hungerstreik. Sie kämpfen gegen Lagerunterbringung, Residenzpflicht, Abschiebung und für ein Bleiberecht. Mit andauernden Protestcamps zeigen sie seit dem 18. März Präsenz in der Würzburger Innenstadt und kämpfen dafür, ihre gesellschaftliche Isolation zu durchbrechen und Gehör zu finden. Am 4. Juni nähten sich zwei der
Hungerstreikenden die Münder zu und trugen den Protest damit auf eine neue Ebene. Am 6. Juni folgten ihnen zwei weitere.

"Wir sind die Stimme aller Asylbewerber, die ihr Recht einfordern. Wir haben laut geschrieen, aber niemand hat uns gehört. Jetzt haben wir unsere Lippen zugenäht, weil alles gesagt wurde."

Diese Aktion ist so extrem, wie die Umstände, die die Streikenden dazu brachten. In Deutschland lebende Asylbewerber*innen werden systematisch aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Sie sind gezwungen in gefängnisähnlichen Lagern, oftmals weit außerhalb von Städten, zu leben. Strenge Auflagen berauben sie ihrer Bewegungsfreiheit und die finanzielle Unterstützung des Staates liegt weit unter dem gesetzlich festgeschriebenen
Existenzminimum. Durch eine Ablehnung ihres Asylantrags werden die Asylbewerber*innen illegalisiert oder müssen mit stark befristeten Duldungen leben und ständig ihre Abschiebung fürchten. Die in Würzburg kämpfenden Flüchtlinge haben es satt, sich diese Ungleichbehandlung gefallen zu lassen, sie fordern:

• Die sofortige Schließung der Gemeinschaftsunterkünfte. Das System der Gemeinschaftsunterkünfte
schottet die Menschen von der Gesellschaft ab und ist für viele Selbstmorde und psychische
Erkrankungen verantwortlich.
• Abschiebung in alle Länder müssen sofort gestoppt werden. Die Zusammenarbeit zwischen den
Regierungen bei Abschiebungen ist trügerisch und beschämend und zahlreiche Menschen wurden
so in den Tod geschickt.
• Die menschenunwürdige Residenzpflicht, die die individuelle und soziale Freiheit wie bei
Haustieren die an der Leine geführt werden negiert, muss sofort abgeschafft werden.
• Schlussendlich fordern wir vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge unsere sofortige
Anerkennung als politische Flüchtlinge.

Wir erklären uns uneingeschränkt solidarisch mit den Forderungen der Flüchtlinge! Mit Entsetzen mussten wir jedoch feststellen, das ihr Protest durch zahlreiche zuvor solidarische Einzelpersonen und Gruppen diffamiert wird. Die Mittel seien zu radikal und der Schritt des Lippenzunähens mache „die Arbeit kaputt, die hier seit Jahren
für sie betrieben wird.“ so bspw. Michael Koch, Vorsitzender des Freundeskreises für ausländische Flüchtlinge in Unterfranken. Doch nicht nur einzelne lokale Unterstützer*innen entsolidarisieren sich, auch große und wichtige Organisationen, wie PRO ASYL meinen die Schritte der Streikenden kritisieren zu müssen. Es stellt sich die
Frage, ob die Kritiker*innen von dieser selbstgewählten Aktionsform der Flüchtlinge überfordert sind oder sich in ihrer paternalistischen Fürsprecher*innen-Rolle gestört fühlen. Die Kämpfenden haben sich bewusst für die provokante Aktion des Lippenzunähens entschlossen, da sie mit ihren bisherigen Aktionen kein Gehör fanden. Damit machen sie ihre eigene Unhörbarkeit hörbar. Die Distanzierung der vermeintlicher Unterstüzer*innen-Gruppen disqualifiziert unliebsame Aktionsformen und ist gerade in diesem Moment äußerst destruktiv. Gerade jetzt gilt es ein großes Bündnis zu schaffen, dass den Protest hörbar macht und den Forderungen der Kämpfenden Nachdruck verleiht. Eine breite antirassistische
Bewegung lebt von vielfältigen Aktionsformen! In diesem Sinne rufen wir dazu auf, die kämpfenden Flüchtlinge zu unterstützen und ihre Forderungen zu verbreiten!

"Es gibt nichts mehr zu sagen, es wurde alles gesagt.
Eine bessere Welt ist möglich, wir möchten ein Teil dieser Verbesserung sein."