„Kassel entrüsten!“ – Aktionswoche gegen Rüstungsindustrie

die PanzerknackerInnen 17.06.2012 19:15 Themen: Militarismus
„Kassel entrüsten!“ – Aktionswoche gegen Rüstungsindustrie wurde am Sonntag eröffnet
„Kassel entrüsten!“ – Aktionswoche gegen Rüstungsindustrie wurde am Sonntag eröffnet


Kassel. Bei strahlendem Sonnenschein versammelten sich am Sonntagnachmittag nach und nach immer mehr Menschen in festlicher Kleidung vor der documenta-Halle. Die „Zentralstelle für die Bearbeitung bürokratischer Missgeschicke“ (ZBBM) hatte zu einem Festakt im Rahmen der documenta eingeladen, welcher von dem etwa 40-köpfigen Chor und Orchester „Lebenslaute“ eröffnet wurde. Im Anschluss daran begrüßte Ernst Friedrich von der ZBBM das zahlreich erschienene Publikum. Er wies auf einen bürokratischen Fehltritt der Stadt Kassel hin, die 1960 die Ehrenbürgerschaft an „einen gewissen A. Bode verliehen“ habe. Fälschlicherweise habe es sich hierbei um den Rüstungsindustriellen August Bode gehandelt und nicht wie anzunehmen um den Begründer der documenta Arnold Bode. Jener August Bode habe bereits im Ersten Weltkrieg deutsche Panzer bauen lassen und auch heute noch produziere die Firma Kraus-Maffei Wegmann Panzer, die – wie aktuell heiß diskutiert – zum Beispiel nach Saudi-Arabien exportiert würden. Bei der Verleihung der Ehrenbürgerschaft müsse es sich insofern ganz offensichtlich um einen Fehler gehandelt haben. „Ein Industrieller und Konstrukteur, der sein Erfindergeist im Laufe zweier Weltkriege und darüber hinaus in den Dienst der Rüstungsproduktion stellt, kann für diese Ehre nicht in Frage kommen“ so Friedrich. Unter jubelndem Applaus des Publikums erklärte er die Ehrenbürgerschaft August Bodes daher für aberkannt. Die Verantwortung liege nun bei der Stadt Kassel, dieses Missgeschick zu beheben und stattdessen Arnold Bode, der im Nachkriegs-Kassel anstatt brauner Ideologie Raum für Moderne Kunst schaffte, als „rechtmäßigen Ehrenbürger A. Bode“ auszuzeichnen.
Dieser Festakt bildet den Auftakt einer einwöchigen Aktionswoche gegen Rüstungsindustrie und Militarisierung, durch die das Krieg(s)treiben vor Ort kreativ sichtbar gemacht werden soll. Entsprechend des Mottos der diesjährigen dOCUMENTA (13) „Collapse and Recovery“ (Zusammenbruch und Wiederaufbau) sollen hierdurch auch die Hintergründe und Schattenseiten des so erfolgreichen „Wiederaufbaus“ ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden. Als Anlaufstelle für alle, die sich informieren und Aktionen mitgestalten wollen, dient in der Zeit vom 17. bis 24. Juni 2012 täglich ab 17 Uhr die zusammen mit der Künstler*innengruppe andandand genutzte Turnhalle der Nachrichtenmeisterei.
Detaillierte Informationen zum Programm und zu Mitwirkungsmöglichkeiten finden sich unter www.panzerknacken.blogsport.de.
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Ergänzungen

Film zur Aktion online

graswurzel.tv 19.06.2012 - 00:04
graswurzel.tv hat von der Aktion Video gedreht:
 http://graswurzel.tv/p210.html

Film zur Aktion online

graswurzel.tv 19.06.2012 - 00:05
graswurzel.tv hat von der Aktion ein Video gedreht und online gestellt:
 http://graswurzel.tv/p210.html

Antimilitaristisches War Starts Here - Camp

camperin 05.07.2012 - 13:00
12. – 17. September | Antimilitaristisches Camp beim Gefechtsübungszentrum Altmark

Auf dem GÜZ, einem 233 qkm großen Gelände zwischen Magdeburg und Salzwedel, üben alle Bundeswehr- und KFor-Einheiten, die nach einem 14-tägigen Training direkt zu Auslandseinsätzen nach Afghanistan oder in den Kosovo geschickt werden.

Terrorismusbekämpfung, Riot-Control, Boden-Gefechtsübungen, etc. werden in nachgebauten Dörfern mit nachgestellten Szenen und Schauspielern simuliert und trainiert. In diesem Jahr soll mit dem Ausbau einer Übungsstadt begonnen werden, die mit ca. 500 Häusern, Slums, Industriegebieten, U-Bahn-Tunneln, etc. der optimalen Vorbereitung auf die urbane Aufstandsbekämpfung dient. Die militärische Begründung dazu, Konflikte werden sich zukünftig in Städten abspielen.

Das GÜZ steht als private Dienstleistung von Rheinmetall und Co. auch den gesamten NATO-Staaten und European Gendarmerie Forces zur Verfügung. Am GÜZ manifestieren sich für uns die zukünftigen neokolonialen Strategien der NATO für neue Rohstoff- und Nahrungsmittelabsicherung für den Norden, Angriffskriege, Bekämpfung von Unruhen, Aufständen und Migrationen als Folge von Armut, Klimakatastrophen, etc., die vernetzte Sicherheit und die zivil-militärische Zusammenarbeit.

Wir wollen auf diesem Camp Aktivist_innen aus verschiedenen Strömungen und verschiedenen Ländern zusammenbringen, denn wir brauchen ein gemeinsames Verständnis der aktuellen Situation von der an Tempo zulegenden Militarisierung der Gesellschaften. Um tatsächlich effektiven Widerstand im-und-gegen-und-über-den-Krieg-hinaus aufzubauen, gilt es in Wort und Tat zu begreifen, womit wir es bei den „neuen“ Kriegen zu tun haben. Wie breitet sich die Logik des Krieges derzeit aus, wer arbeitet daran auf welchen Ebenen und mit welchen Zielen? Klar ist: hinter den Kulissen wird daran gearbeitet und zwar fieberhaft.

Homepage:  http://WarStartsHereCamp.org/