Kein Durchkommen für die Nazis in Neuruppin

Antifa Neuruppin 17.04.2012 09:49 Themen: Antifa
Der Neonaziaufmarsch am 14.04.2012 in Neuruppin wurde von ca. 250Personen, verteilt im gesamten Stadtgebiet, erfolgreich verhindert. Nachlediglich 800m und ohne einen Fuß in die Innenstadt gesetzt zu haben,mussten die rund 70 angereisten Faschisten_Innen sich auf den Rückwegmachen. In diesem Artikel versuchen wir die Geschehnisse des Tageschronologisch aufzuzeigen.
Erste Störungen bei der Ankunft

Am Bahnhof „Neuruppin West“ wurden die Nazi von denGegendemonstranten_Innen einer Veranstaltung des Bündnisses „Neuruppinbleibt bunt“ lautstark begrüßt. Dabei schallte ihnen nebenantifaschistischen Parolen auch Gelächter entgegen, welches wohlAusdruck der vielerorts empfundenen Lächerlichkeit über das Demo-Mottosein sollte. Die zu diesem Ort angereisten Antifaschist_Innen verließenden Bahnhofsvorplatz allerdings schnell, da die Anzahl der Polizei undihren Fahrzeugen vor Ort auf einen Kesselungsversuch deutete.

Blockaden an der Ecke Präsidentenstraße/B167

Die eingesetzten Beamten setzten alles daran Personen, die in RichtungInnenstadt unterwegs waren, möglichst weit von der Präsidentenstraße unddem Schulplatz fernzuhalten. Einer kleinen Gruppe von ca. 20Antifaschist_Innen gelang es jedoch an den Polizeiabsperrungen, dieeinen Protest an der Demoroute zu keinem Zeitpunkt ermöglicht hätten,vorbeizukommen und auf der Präsidentenstraße Richtung Bahnhof zu laufen.Erst am Tempelgarten wurde die Gruppe von Beamten der Beweis- undFestnahmeeinheit (BFE) gestoppt und bildete eine Sitzblockade, aus dereinige Beamte ohne Aufforderungen zur Auflösung anfangs zwei Personenherausgezogen haben, welche anschließend einen Platzverweis erhielten.Einer weiteren Gruppe von 40 Personen gelang es wenig später dieKonzentration der Polizei auf die erste Sitzblockade zu nutzen undebenfalls auf die Präsidentenstraße zu gelangen. Diese zweite Gruppewurde jedoch ca. 25m vor dem Erreichen der Sitzblockade gestoppt undbildete eine zweite Blockade auf der Präsidentenstraße vor dem Eingangzum Tempelgarten.

Protest an der Seite des Naziaufmarsches

Begleitet von Beamten, die über die gesamte Strecke nicht von denNeonazis wichen und einigen lautstarken Bürgern, begann der Aufzug derFaschist_Innen kurz vor 13Uhr. Die Polizei leitete die Demonstration aufdie Puschkinstraße um und trennte diese von den Gegendemonstrant_Innendurch eine Reihe von Einsatzwagen. Kurz nachdem die Faschist_Innen dieKreuzung passiert hatten, machten sich die Teilnehmer der beidenBlockaden Richtung Innenstadt auf den Weg um auch im weiteren Verlaufihren Protest zu zeigen. Dabei gelang es wiederum ca. 60 Personen an denEinsatzkräften vorbei auf die August-Bebel-Straße RichtungFontane-Denkmal zu kommen. Durch viel Agilität und den Willen die Nazisnicht passieren zu lassen, erreichten sie zum Erstaunen der Beamten vorOrt den Fontaneplatz. Bereits wenige Minuten zuvor hat sich an der EckeFranz-Künstler-Straße/ Karl-Marx-Straße eine Blockade mit ca. 30Personen gebildet. Die sichtlich überforderten Beamten der BFEversuchten den Zustrom zur Blockade zu stoppen. Dabei bekamen sie dieSituation anfangs – trotz zahlenmäßiger Überlegenheit – nicht unterKontrolle. Doch entgegen dem Bekunden deeskalierend zu wirken und dem inAnwesenheit der Presse gezeigten Verhalten, kam es lautAugenzeugenberichten an dieser Stelle u.a. zu mindestens einemSchlagstockeinsatz und gezielten Schubsern gegen die Ampelanlagen. Einweiterer Beamter zog seinen Reizgasbehälter und drohte damit. Die ca. 25Personen, die es nicht mehr schafften sich der Blockade anzuschließen,wurden durch Beamten der BFE in einem Kessel gegenüber demFontane-Denkmal festgehalten. Erst nachdem Vertreter der Presse undeinige weitere Personen den Ort erreichten, durften die gekesseltenPersonen sich der Blockade, die damit ca. 70-80 Personen umfasste,anschließen.

Nazis müssen umdrehen

Der Aufmarsch der Neonazis kam kurz hinter der EckeFranz-Künstler-Straße/Puschkinstraße zum Stillstand und wurde nacheiniger Zeit des Wartens durch die Polizei zur Umkehr gebracht. Zudieser Zeit sollte der Zug der Neonazis wohl wieder auf dieursprüngliche Route über die Präsidentenstraße umgeleitet werden. Dochwieder zeigten die Antifaschist_Innen ihre Entschlossenheit und strömtensowohl über die August-Bebel-Straße, als auch über diePräsidenten-Straße zur Kreuzung August-Bebel-/Präsidentenstraße, sodassauch der Versuch durch eine Absperrung mit Einsatzfahrzeugen eine Routeüber die August-Bebel-Straße zu ermöglichen misslang. Zur gleichen Zeiterreichten ca. 8 Antifaschist_Innen die Neonazis. Durch die Parolendieser Gruppe und die Absage der erneuten Ausweichroute fühlten sich dieFaschist_Innen anscheinend so provoziert, dass sie ihre Demonstrationauflösten und einen Ausbruchversuch wagten. Ab diesem Zeitpunkt war diePolizei nicht mehr gewillt auf die Nazis zu zukommen und brachte diesemit einem dreireihigen Spalier zum Bahnhof West. Einige Male schien esdabei zu kleineren Rangeleien gekommen zu sein, die in einem Einsatzeines Reizgasbehälters auf dem Bahnhofsvorplatz endeten.

Letzte Provokationen nach dem Aufmarsch

Nachdem die auswärtigen Faschist_Innen durch die Polizei mit dem RE6nach Hause geschickt wurden, begaben sich 7 Nazis der Freien KräfteNeuruppin um Dave Trick und Erik Brüning über die BahnhofsstraßeRichtung Pfarrkirche. Dabei gerieten sie an eine Gruppe von 10Antifaschist_Innen an der Wallstraße. Es kam zu gegenseitigenAnfeindungen ohne direkten Kontakt. Die auf den Plan gerufenen Beamtenerreichten die Szene in der Schinkelstraße auf Höhe des Walls. Dochanstatt die über den gesamten Tag aggressiv aufgetretenen Nazis zubegleiten und damit den geringeren Aufwand zu betreiben, setzten diePolizist_Innen die Antifaschist_Innen fest und nahmen deren Personalienauf. Laut Augenzeug_Innen wird ihnen schwerer bzw. einfacherLandfriedensbruch vorgeworfen.

Nazis erklären Ziele für erreicht

Auf ihrer Internetseite stellen sich die Nazis als Gewinner dar. Siebehaupten ihr Ziel durch breite mediale Aufmerksamkeit und demgenerellen Durchführen ihrer Demonstration erreicht zu haben. „Es kommtnicht auf die gelaufenen Meter an“, schreibt Netzwerk Mitte in ihremArtikel. Weiterhin behaupten die „Nationalen Sozialisten Müritz“ inihrem Bericht „Schätzungengehen hierbei von bis zu 15 (in Worten Fünfzehn) Blockierern aus.Angesichts dieser gewaltigen Übermacht konnte die Polizei auch hiernicht räumen.“ Hier zeigt sich wieder einmal, wie sie versuchenGeschehnisse umzudeuten. Fakt ist, dass mediale Interesse galt und giltnur sekundär den selbsternannten „nationalen Laubenpiepern“ der FreienKräfte Neuruppin/Osthavelland, denn im Fokus der Berichterstattungstanden vor dem Aufmarsch die vergangen Proteste und nach diesem diePersonen, die zum zweiten Mal in Neuruppin einen Aufmarsch verhinderthaben und der Fakt, dass die 3 letzten Aufmärsche in Brandenburgerfolgreich aus den Städten gehalten bzw. ganz verhindert werdenkonnten. Wie sehr sich die Nazis mit diesem Aufmarsch selbst geschadethaben zeigt sich in der geringen Beteiligung. Während in Frankfurt(Oder)und Brandenburg an der Havel jeweils ca. 150 Nazis an den Aufmärschenteilnahmen und die Beteiligung in Neuruppin im vergangenen September beica. 250-300 Faschist_Innen lag, kamen am 14.04. lediglich ca. 70Neonazis nach Neuruppin. Das aggressive Verhalten zum Ende ihrerDemonstration zeigt, dass wohl auch die Freien Kräfte Neuruppin dieseZeichen bemerken. Ihren 800-Meter lauf unter diesen Umständen einenErfolg zu nennen, passt zwar in ihre verqueren Statements nach außen,ist aber auch in ihrer Logik kompletter Unsinn.

Wir bedanken uns bei allen Antifaschist_Innen, die geholfen haben,diesen Aufmarsch zu verhindern. Wir freuen uns, dass so viele AuswärtigeSolidarität gezeigt haben und dass sich so viele junge Neuruppiner_Innenzum ersten Mal an Protesten gegen Faschist_Innen beteiligt haben.

No pasaran! – sie werden nicht durchkommen!
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Ergänzungen

Was die Cammora nicht schafte Merkel machts!

Francesco 18.04.2012 - 09:01

Eine Welle von Selbstmorden erschüttert Italien. Auslöser ist offenbar die Schuldenkrise. Bei den Verzweifelten handelt es sich oft um Kleinunternehmer, Künstler oder Arbeitslose.

Einer der Fälle, welche die Menschen am meisten schockierten, war die Selbstverbrennung eines Maurers im norditalienischen Bologna. Der Mann wurde wegen Steuerschulden verfolgt. Neun Tage, nachdem er sich selbst angezündet hatte, starb er. "Das ist ein schreckliches Zeichen der Verzweiflung, ein einmaliger Fall von Hoffnungslosigkeit", sagte der ehemalige Regierungschef Romano Prodi.

In den vergangenen Wochen berichteten die Medien fast täglich von Verzweiflungstaten - ein Unternehmer, der angesichts erdrückender Schulden für seine Firma keine Zukunft mehr sah, oder entlassene Arbeitnehmer, die bei einer Rekordarbeitslosigkeit von mehr als neun Prozent keinen anderen Ausweg wussten.