Literarische Reaktion auf Günter Grass

Edith Torstein 11.04.2012 09:48 Themen: Antifa Antirassismus Medien Militarismus Weltweit
Der in der Region Aschaffenburg (Bayern) ansässige Literat und Videokünstler Mapec – der auch seit vielen Jahren journalistisch tätig ist – hat auf das Gedicht „Was gesagt werden muss“ von Günter Grass reagiert. Mit einem erneuten Gedicht. Bevor dieses hier als politisch-literarisches Dokument zur Verfügung gestellt wird, hat uns Mapec noch einige Fragen beantwortet.
ET: Gegen Grass´ Gedicht zu sein – heißt dies, den Staat Israel voll und ganz zu verteidigen?

Mapec: Bereits 2006 und 2008 habe ich mit dem jetzt bei kommunal.tk veröffentlichten Text „22 Anmerkungen zu Israel und Palästina“ versucht, eine Position einzunehmen, die weder in die Falle des nur mäßig als Antizionismus getarnten Antisemitismus noch in die andere Falle der bedingungslosen Solidarität mit einem Staatswesen gerät. (Link siehe unten)

ET: Ohne jetzt alle 22 Anmerkungen nachlesen zu müssen, was heißt dies konkret?

Mapec: Selbstverständlich kann die Existenzberechtigung Israels nicht in Frage gestellt werden. Das liegt nicht nur an seiner Entstehung, die ohne Auschwitz so nicht denkbar gewesen wäre. Das liegt auch daran, dass einfach kein anderer Staat der Welt sich in seiner Existenz – und sei er noch so aberwitzig zustande gekommen – hinterfragen lassen muss. Aber selbstverständlich darf auch jedes Staatswesen kritisiert werden, was gerade bei der aktuellen Politik der israelischen Regierung nötig ist. Ob aber gerade wütende Deutsche diese Kritik leisten sollten, wie jetzt Grass, das wage ich zu bezweifeln.

ET: Ist Grass ein Antisemit?

Mapec: Mit diesem Vorwurf gehe ich persönlich sehr sparsam um. Allerdings gibt es viele – bürgerlich-rechts bis weit links – die Grass jetzt dafür halten. Vernünftige Stimmen aus Israel haben dies allerdings verneint. Ich würde ihn auch eher für einen alten Grantler halten, der eine unwürdige Show abzieht.

ET: Danke für das Gespräch!

Es folgt das Antwortgedicht von Mapec, fertig gestellt am 10. April 2012.

DOKUMENT

Der Dichter erdichtet sich ein Gedicht
Zu „Was gesagt werden muss“ von Günter Grass

Vorab:
In Erkenntnis, dass prosa-lyrische Texte offenbar wieder Konjunktur haben [da sie in großen Zeitungen gedruckt werden],
sowie ebenfalls in Erkenntnis, dass die Qualität des grassschen Textes auch von mir nicht mehr unterboten werden kann,
sowie weiter in der Erkenntnis, dass nach dem Text von Güter Grass wohl wirklich etwas gesagt werden muss,
habe ich nachstehende Zeilen verfasst, ohne damit einen literarischen Nobelpreis oder dergleichen mehr erringen zu wollen.

Notabene:

Der Dichter will sagen, dass da etwas gesagt werden muss:
Dass Adolf die Autobahnen gebaut hat?
Dass das alles damals nicht so schlimm war?
Dass endlich mal Ruhe sein müsse mit dem
Auschwitzgerede? Nein: Dass Israel schuldig sei.

Der Dichter redet vom iranischen Maulhelden,
er verharmlost den Diktator, den Terroristen,
den Antidemokraten, den Aufrüster, den Klerikalfaschisten,
den Atomkraftfetischisten, den Antisemiten,
den Holocaustleugner, den Vonderatombombeträumenden.

Der Dichter untersage sich, Israel beim Namen zu nennen,
weil dies nicht genehm sei – und nennt Israel dann doch
beim Namen, bestätigend die Stammtische und Nazi-Parolen,
wonach man angeblich nicht sagen dürfe, was alle sagen:
Dass Israel ein kritikwürdiger bürgerlicher Staat ist.

Der Dichter legt ein großes Geheimnis offen, das jede und jeder
aber schon lange kennt: Dass Israel Atommacht ist
[und die Bomben vernünftigerweise nie nutzte];
dass Israel mit ekligen Waffen seine Existenz absichert,
was nicht richtig sein muss, aber auch von anderen so getan wird.

Der Dichter unterstellt: Israel will den atomaren Erstschlag,
was dort nie behauptet wurde, völliger Unfug und einfach Lüge ist,
eine, die den Israelis absolute Dummheit und den Willen
zur Beseitigung des eigenen Staates unterstellt,
die auf einen atomaren Erstschlag folgen würde.

Der Dichter meldet sich erst jetzt, weil er dem Land angehört,
dem er angehört, sagt er, vielleicht auch, weil er einstmals
bei der SS und damit ein gelernter Antisemit war.
Wer weiß. Ach, es wäre nicht schädlich für ihn und uns,
hätte er für immer und vor allem zu diesem Thema geschwiegen.

Der Dichter will ein Tabu gebrochen haben, er will
gesagt haben, was sonst niemand sagte. Außer allen.
Zum Beispiel die NPD sagt es, die den einst gehassten
nun in ihr braunes Herz geschlossen hat. Sie sieht in ihm
jetzt doch wieder einen deutschen Dichter.

Der Dichter sagt nichts über Saudi-Arabien, eine
brüllende Diktatur, die sich das Recht nimmt, die Demokratie
im Nachbarland zu zerschießen – und die gute
Geschäfte mit des Dichters Heimatland betreibt;
und er sagt nichts über so vieles mehr, das zu sagen wäre.

Der Dichter sagt nichts über die [offiziell] 1.500 Toten im
Mittelmeer, dem größten Massengrab der Welt, die alleine
im letzten Jahr an der Abschottung Europas tödlich scheiterten.
Und er sagt nichts über so vieles mehr, das zu sagen wäre.
Warum dann aber ausgerechnet sagt er etwas über Israel?

Der Dichter dichtet tief, ganz tief unten,
jenseits aller nobelpreisträgerischen Qualität,
im Duktus eines Pennälers dichtet er;
so wie damals in der Spätpubertät, die ihn
auf seine alten Tage wohl wieder eingeholt hat.

Der Dichter will aber nicht nur die Pubertät zurück,
er will die Aufmerksamkeit, will gesehen werden
[nicht Teil des alten Eisens geworden sein].
Und wie ließe sich zügiger die eigene Profilierung in diesem Land
erreichen als auf Kosten der Juden und ihres Staates.

Das musste doch einmal gesagt werden.
Das ist es doch, was gesagt werden muss.

LINKS

Das Gedicht von Grass im Wortlaut:  http://www.sueddeutsche.de/kultur/gedicht-zum-konflikt-zwischen-israel-und-iran-was-gesagt-werden-muss-1.1325809
Die Anmerkungen zu Israel und Palästina von Mapec:  http://kommunal.blogsport.de/2012/03/24/22-anmerkungen-zu-israel-palaestina/
Erstveröffentlichung des Antwortgedichtes bei Mapec:  http://mapec.blogsport.de/2012/04/10/der-dichter-erdichtet-sich-ein-gedicht/
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

schöne hetze

egal 11.04.2012 - 11:21
der einzige satz bzw FRAGE in günter grass seinem gedicht ist
"Die Atommacht Israel gefährdet
den ohnehin brüchigen Weltfrieden?"
er drückt ziemlich unglücklich seine angst vor einem atomaren wettrüsten aus,welches durch israels weigerung dem atomwaffensperrvertrag beizutreten,angeschoben wird.
"daß eine unbehinderte und permanente Kontrolle
des israelischen atomaren Potentials
und der iranischen Atomanlagen
durch eine internationale Instanz
von den Regierungen beider Länder zugelassen wird. "

einem land mit einem krieg drohen und mit vernichtung(nethanjahu:wir werden alle feinde israels VERNICHTEN) drohen,nur weil GEGLAUBT wird das es atomwaffen entwickelt ist ein unding aber nichts neues.
der krieg gegen den irak wurde auch mit entwicklung von atom und chemischen waffen begründet.
obwohl der irak die unkontrolleure ins land ließ,wurde dieser verdacht medial aufrecht erhalten und erreichte reale formen.das ergebniss,KEINE ATOMWAFFEN,wurde mit 300000 menschenleben in 2 irakkriegen bezahlt.500000tote hatte der iran allein durch den 10 jährigen krieg durch die irak-amerikanischen koalition erlitten,viele davon mit giftgas.300000 tote hatte der irak zu vermelden.die anlagen für dies gas lieferte zum größtenteil deutschland mit billigung durch die israelische regierung.
schreib mal ein menschenunwürdiges gedicht über diese 1 million opfer dieser kriege.

ps.noch immer liefer israel amerikanische ersatzteile für die f14 die die usa dem schah geliefert hatten.
dadurch sind noch immer über 40 der 80 kampfflugzeuge einsatzfähig.

günter grass bekennt sich in seinem gedicht zu israel"dem Land Israel, dem ich verbunden bin
und bleiben will"
und ihn dann mit adolf zu vergleichen kann nur einem antideutschen idioten entspringen.

antideutsche raus aus linken strukturen.

Grass hat Hausverbot

Gehirnschnecke 12.04.2012 - 12:40
Was wurde im deutschen Journaillienstadel nicht wieder geschäumt, als endlich der Staat Irael ein Einreiseverbot über SS-Günni verhing. Das sei der Versuch einer Zensur, überzogen, unwürdig, typisch jüdisch, blabla.

Ich will das garnicht weiter kommentieren, ich will hier nur klarstellen, dass SS-Günni bei mir nicht erst seit seinem „Gedicht“ ebenfalls Hausverbot hat – und ich kann auch nur an alle hier mitlesenden Primaten appellieren, es mir hier gleich zu tun. Das letzte mal, als SS-Günni bei mir zu Besuch war (da wussten weder ich noch die restliche Welt, dass er SS-Günni ist), kam er ohne Gastgeschenk, trank meine gesamten Biervorräte zügig leer, pinkelte auf den Teppich und wollte auf dem Balkon ein Transparent mit der Aufschrift „Stalin war schlimmer als Hitler“ entrollen. Ich konnte ihn gerade noch davon abhalten, komplementierte ihn unsanft vor die Haustüre und verbat mir jeglichen weiteren Kontakt.

Unnötig zu erwähnen, dass er für die Teppichreinigung niemals aufkam.

yogho

yogho 12.04.2012 - 19:40
mensch ziehe sich das mal rein:  http://wbk1.schulterglatze.de/donate/30413

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 12 Kommentare an

was — gesagt

klopf — klopf

Zum Abschluß — Edith Torstein

ojeee — ik

Liebe Edith, lieber Mapec — Literarisches Quartett

zynisch finde ich erst mal das Autoren Pseudo — warum nicht gleich Mapec?

Wat is dit für ne Comic ? — Antifa Hools Ostberlin

---- — Literaturkritik

ich lach — mich tot