[M]: Antifa-Demo am 26.11.

antifa 05.12.2011 00:38 Themen: Antifa

Gegen die extremismustheoretische Verharmlosung rechter Gewalt und die Repression gegen antifaschistische Gruppen fand am Samstag, den 26.11. eine Demonstration in München, vom Mahnmal für die Opfer des Oktoberfest-Attentats zum bayerischen Innenministerium statt.

Im Zuge der öffentlichen Diskussion über rechte Gewalt, den Terror des sogenannten "Nationalsozialistischen Untergrundes" und die dubiose Rolle des deutschen Inlandgeheimdienstes mobilisierten Antifaschist_innen unter dem Motto "Nazis morden, der Staat lädt nach…" zu einer Demonstration gegen Nazistrukturen und für die Auflösung des Verfassungschutzes.

Dabei wurde betont, dass nicht erst seit der kürzlich öffentlich gewordenen “Terror-Serie” des “Nationalsozialistischen Untergrundes” (NSU), auf deren Konto mindestens 10 Tote gehen und die auch in München zwei Menschen ermordeten, von organisiertem „Nazi-Terror“ gesprochen werden kann. So hat es gerade auch in München in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl neonazistisch motivierter Morde, Brandstiftungen und Bombenattentate gegeben, etwa das Attentat auf das Oktoberfest 1980, der Brandanschlag auf die Discothek “Liverpool”, der 1984 ein Todesopfer forderte oder auch der versuchte Sprengstoffanschlag auf die Grundsteinlegung des Jüdischen Gemeindehauses im Jahr 2003. Bundesweit forderte neonazistische Gewalt alleine in den letzten 21 Jahren bundesweit mehr als 180 Menschenleben. "Mord und Terror sind keine Einzelerscheinung sondern eine logische, konsequente Schlussfolgerung aus neonazistischer Ideologie", hieß es hierzu im Aufruf.

Desweiteren nahm der Text die vom Verfassungsschutz und der bürgerlichen Rechten vertretene Extremismustheorie ins Visier, die antifaschistische Strukturen diffamiert und mit rassistischen und neonazistischen Gruppen gleichsetzt.

Gegen 14:30 Uhr wurde die Versammlung gegenüber dem Mahnmal für die Opfer des Oktoberfest-Attentats an der Theresienwiese eröffnet. An dieser Stelle hatte im Jahre 1980 Gundolf Köhler eine Bombe gelegt, die ihn und 12 Besucher_innen tötete und 211 weitere Menschen schwer verletzte. Dieser Anschlag gilt als schwerster Terrorakt der deutschen Nachkriegsgeschichte. Köhler war Mitglied der paramilitärischen, nazistischen „Wehrsportgruppe Hoffmann“.

Nach der Auftaktkundgebung mit verschiedenen Redebeiträgen formierte sich der Demozug aus mittlerweile etwa 300 Menschen und bewegte sich in Richtung Schwanthalerstraße. Im angrenzenden Westend wurde 2005 Theodoros Boulgarides in seinem Laden von Nazis des „Nationalsozialistischen Untergrundes“ (NSU) ermordet.

Von einem Dach wurden die vorbeiziehenden Demonstrant_innen hier mit Pyros und einem antifaschistischen Transparent gegrüßt. Weniger erfreut wurde auf zwei kurz darauf auftauchende junge Nazis reagiert, die sich mit Vermummung und Macker-Gehabe am Rand der Demo profilieren wollten. Unter dem Einsatz von Pfefferspray und Faustschlägen drängten Bereitschaftspolizei und Zivilpolizist_innen die Antifas zurück, die sich diese Provokation nicht gefallen ließen.

In der Schillerstraße wurde ein Redebeitrag über die rechte "Gruppe Ludwig" gehalten, die in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar einen Brandanschlag auf den dort gelgenen Nachtclub „Liverpool“ verübten, bei dem eine 20-Jährige starb und 8 Gäste verletzt wurden.

Vorbei am Platz der Opfer des Nationalsozialismus führte die Route vor das bayerische Innenministerium, wo die Versammlung nach zwei Redebeiträgen zu Extremismus-Theorie und Verfassungschutz beendet wurde.

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Ergänzungen

Hintergründe

... 05.12.2011 - 12:09

Oktoberfest Attentat

Gladio: Geheimarmeen in Europa 05.12.2011 - 13:20
Gibt auch ne superspannende Doku über die Verstrickung der Geheimdienste (bis in NATO-Kreise)
in braune Terrorgruppen in den 70er/80er Jahren. Ist v. a. im Hinblick auf Statements wie "NSU ist eine völlig neue Entwicklung" interessant.

so schlecht besucht

weil 05.12.2011 - 17:50
das münchen ist. und das liegt in bayern...

mehrere Gründe

supi 06.12.2011 - 00:06
so schlecht besucht war die demo dann auch wieder nicht, wenn mensch bedenkt, dass a) am gleichen Tag Castor war und viele Leute aus München dort waren; b) die Demo dann trotzdem so gut wie komplett aus linksradikalen und antirassistischen Gruppen bestand; c) es bereits eine Woche davor eine Demo aus dem eher bürgerlichen Spektrum gab, wo auch "nur" 350 Leute da waren und c) wie der Post vor mir ja bereits erwähnte es sich um München handelt, wo die bürgerlichen Antifaschist_innen so gut wie gar nicht aufgestellt sind und die linksradikale Szene sehr überschaubar ist...

just my two cents

Coole Aktion am Auftakt der Demo

will rise 06.12.2011 - 10:03
Auf einem Hochhaus neben der Auftaktkundgebung gab es eine coole Aktion mit Transpi und Bengalos, wie es sie schon lang nicht mehr im langweilgen München gab. Mehr davon!

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