Nationales Augsburg aufgelöst

autonome antifas 01.05.2012 11:05 Themen: Antifa
Mit den Worten „Nationales Augsburg bestreitet neue Wege" wurde am 24.04.2012 offiziell bekannt gegeben was schon lange auf der Hand lag. Die Nazitruppe um Stefan Friedmann hat sich aufgelöst, aber alle Kameraden bleiben aktiv und werden sich dort einsetzen "wo ihre Arbeit am meisten gebraucht wird".
Mit dem Wunschglauben man hätte etwas erreicht, schließt man das Projekt ab und redet gar davon "die nächst höhere Stufe zu erklimmen". Auf was für Erfolge Nationales Augsburg zurück blicken kann bleibt aber fraglich.

Ihr Versuch, mit dem "Augsburger Bündnis Nationale Opposition" (ABNO) einen jährlichen
Trauermarsch bezüglich der Bombardierung Augsburgs zu etablieren scheiterte. Als klar wurde dass die Veranstaltung keine Eigendynamik entwickeln würde, behauptete man einfach in Verkennung der Realität, man hätte genug für dieses Thema getan und würde sich nun anderen Dingen widmen.
Auch auf der Straße konnten sie weder Dauerpräsenz bilden oder Gesprächsthema werden, noch ein Klima der Angst schaffen. Zwar gab es hin und wieder Konfrontationen, jedoch standen diese in keinem Verhältnis zu Orten wie bspw. Dortmund Dorstfeld. Auch ihre Demonstrationen dürften die Bewohner der Stadt nur am Rande berührt haben.
Das einzig Bedenkliche bleibt der Augsburger Vorort Mehring, in dem kurzzeitig eine AN Gruppe unter Führung Friedmanns bestand und auf Dauer etliche Kameraden rekrutiert worden sind. Der Ort galt sogar in der Presse als "schwarzes Schaf", weil Neonazis bei den Jugendlichen Fuß fassen konnten. Die standardmäßige Leugnung eines Neonazis Problem fand hier überraschenderweise nicht statt.

Dass es nun soweit gekommen ist, die Auflösung von Nationales Augsburg sowie deren
Unterorganisationen (Autonome Nationalisten Mehring; ABNO), hat wohl 3 hauptsächliche
Gründe.

Erstens: Neonazi Gruppierungen haben das selbe Problem wie alle anderen politischen
Gruppierungen auch. Mit der Zeit setzt ein Zerfall ein der sich darin äußerst, dass sich ein Kern von sehr aktiven Leuten bildet, der größere Rest der Gruppe kommt aber nur noch zum konsumieren (Veranstaltungen, soziale Kontakte etc.) und beteiligt sich selbst an keinen kreativen Prozessen. Sehr viele Gruppen - sowohl bei den freien Kräften als auch bei Partei Ortsgruppen - zerbrechen dann an einer Überbelastung dieser aktiven Leute, bzw. deren Verdruss dass niemand außer ihnen etwas auf die Reihe bringt. Meistens ist dies nach 3-4 Jahren der Fall. Nationales Augsburg bestand ca. 4 Jahre.

Zweitens: Auch wenn es mal mehr mal weniger ist, sind Neonazis nicht vor staatlicher
Repression geschützt. Im Fall Nationales Augsburg gab es im Oktober 2010 eine Razzia
bei der ca. 30 Wohnungen durchsucht worden sind. Zwar konnten damals keine großen
Straftaten festgestellt werden, jedoch hatte diese Aktion wohl eine sehr psychologisch
zermürbenden Charakter. Jeder der schon mal eine Hausdurchsuchung hatte, weiß wie das ist.

Drittens: Der Anführer Stefan Friedmann wohnt seit ca. einem Jahr nicht mehr in Augsburg.
Er ist in den Kurort Bad Wörishofen gezogen, vermutlich weil er dort eine Arbeitsstelle gefunden hat. Gerade bei gewollt hierarchischen Gruppen ist ein Wegzug der Führungsperson natürlich sehr verheerend. Zusammen mit den beiden anderen Gründen, sowie auch vielen kleinen und persönlichen, dürfte das Fass übergelaufen und die einzige sinnvolle Konsequenz, nämlich eine Auflösung, gezogen worden sein.

Letztendlich ist die Auflösung von Nationales Augsburg kein besonderes oder überraschendes Ereignis, es war vorhersehbar, ihr Aktionismus war schon länger am Ende. Gut erkennbar war
dies auch an ihrer Internetpräsenz. Anfangs wurde die Seite zum Teil täglich aktualisiert, je älter die Gruppe wurde umso seltener.

Was in Augsburg bleibt sind weiterhin die NPD Ortsgruppe, sowie die BIA (Bürgerinitiative Ausländerstopp) um Roland Wuttke. Von diesen ist aber freundlicherweise auch schon seit langem nichts bedeutsames mehr zu hören. Die Freien Kräfte in und um Augsburg sind nun nicht mehr in einer "offiziellen" Gruppe organisiert. Wie lange es dauern wird bis dies wieder der Fall ist können wir nicht einschätzen. Da die Personen von Nationales Augsburg aber nunmal nicht einfach verschwinden, wird es wohl nur so lange dauern bis eine neue Generation von motivierten Faschisten das Bild betritt und die alten Kameraden aktiviert.

Ein paar Dinge kann man aber zusätzlich jetzt schon festhalten. Die ebenfalls seit Jahren aktive Gruppe "AG Schwaben", mittlerweile in "Infoportal Schwaben" umbenannt, könnte sich personell zum Teil mit Resten von Nationales Augsburg, allen voran Stefan Friedmann, vereinigt haben. Da Infoportal Schwaben eine Gruppe ist die selten Demonstrationen anmeldet oder Infostände durchführt, ist es wesentlich schwieriger herauszufinden wer sich dahinter versteckt. Ein Indiz dass Stefan Friedmann ihr beigetreten ist, ist eine Aktion in seinem Wohnort Bad Wörishofen am Volkstrauertag, welche auf der Internetseite von Infoportal Schwaben gepostet wurde. Zudem wirkt Infoportal Schwaben für eine Nazigruppierung sehr elitär, was sich mit Friedmanns Führungscharakter decken würde. Außerdem wohnt er einigermaßen in deren "Aktionsraum". Ob er sicher dabei ist können wir aber nicht sicher sagen.
Zudem erkennbar ist im schwäbischen Raum die Tendenz, dass Neonazis immer seltener unter Anmeldungen und immer öfter in nächtlichen oder spontanen Aktionen agieren. Auch die Orte in denen Aktionen stattfinden, werden immer weiter weg vom Augsburger Umland, hin zu Ulm ausgewählt. Auch hier erkennt man den steigenden Einfluss von Infoportal Schwaben und den Niedergang von Nationales Augsburg.

Schluss ist selbstverständlich noch lange nicht, wir werden zumindest von Infoportal Schwaben noch eine Menge hören. Umso unverständlicher, dass die Antifa Gruppen aus Augsburg, Ulm und Allgäu sich scheinbar alle aufgelöst haben. Aber der Zahn der Zeit macht nunmal vor niemanden halt.
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Ergänzungen

na gabs aber länger

ilouna 01.05.2012 - 14:13
Im Text ist ein Fehler, Nationales Augsburg war nicht nur 4 Jahre lang aktiv, sondern seit 2004 also schon 8 Jahre. Zumindest laut Verfassungsschutz. Ob das jetzt unter einem anderen Namen anfangs lief oder so, kp...

???

Afa Aux 01.05.2012 - 15:50
Die Gruppe hat sich nicht aufgelöst. Lediglich die Homepage wird nicht mehr aktuaöosoert. Das ganze läuft nun über das sog. "Infoportal Schwaben". Ähnlich erging es der "AG Schwaben" Homepage auch.

Übrigens ist Stefan Friedmann nicht DER Anführer. In und vorallem um Augsburg wohnen viele altgediente Kader. Der Text ist schlecht recherchiert und verlässt sich lediglich auf Spekulation.

hehe

bakunin 01.05.2012 - 19:58
Schön zu hören. Aber in Augsburg gab und gibt es nicht wirklich ein Problem mit faschistischen Strukturen. Diese paar Hanseln waren immer überschaubar und werden es auch in Zukunft bleiben. Dank guter und aufklärerischer Antifa-Arbeit in den letzten 30 Jahren wurde es Neonazis alles andere als einfach gemacht. Weiter so. Augsburg rockt!

AgSchwaben

Kalle 03.05.2012 - 13:58
Die Ag Schwaben besteht auch nicht gerade aus "Vielen".Sie mehr eine Gruppe von Halbstarken, die spätestens nach ein paar Jahren wieder ausgestiegen sind.

Festzuhalten sind aber die Namen Andreas Kolb, der das Infoportal Schwaben betreibt, Domenic Wilutzki, der den 1.Mai 2009 in Ulm maßgeblich organisiert hat und Patrick Hutzmann, der hauptsächlich Anti-Antifa Arbeit betreibt.

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