Personenregister zu Bad Nenndorf 03.08.2013

Bei dem Neonaziaufmarsch im niedersächsischen Bad Nenndorf handelt es sich um eine Pflichtveranstaltung der Neonaziszene. Doch trotz des verbindlichen Charakters mit welchem diese Veranstaltung innerhalb neonazistischer Strukturen beworben wird und wurde, hat auch der "Trauermarsch" mit sinkenden TeilnehmerInnenzahlen zu kämpfen. Ein wichtiger Faktor bei der Beurteilung und Analyse der diesjährigen Neonazi-Demonstration in Bad Nenndorf und dem zu verzeichnendem Rückgang an TeilnehmerInnen wie auch Aktivitäten, dürfte wohl der derzeitige Zustand der niedersächsischen Neonaziszene sein. Bei einer dahingehenden Betrachtung fällt der Blick ebenfalls unweigerlich auf die Organisationsstrukturen welche für die Durchführung des zurückliegenden Aufmarsches verantwortlich zeichneten.

So konnte in den vergangenen Jahren ein Zusammenbrechen neonazistischer Organisationsstrukturen verzeichnet werden. Die "alten Netzwerke", welche sich unter anderem in der sogenannten "Stammtisch-Vernetzung" koordiniert haben, haben fast vollständig ihre vormalige Bedeutung verloren. Wurden in der Vergangenheit auf Treffen wie dem überregionalem "Stammtisch-Nord", einem Treffen von NeonaziakteurInnen und Gruppen aus Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Hamburg, Bremen und dem westlichen Mecklenburg, noch Schritte unternommen eine Koordinierung von Aktionen zu gewährleisten oder neue Aktionsformen zu entwickeln, ist dies nun fast vollständig zu Erliegen gekommen. Auch die untergeordneten "Stammtische" welche die Koordinierung in regionaler Ebene gewährleisten sollten, dienen derzeit bestenfalls als lockerer Informationsaustausch. Der progressive Bewegungsmoment, welcher die Treffen in der Vergangenheit bestimmte, kam in den letzten Monaten fast vollständig zum Erliegen.

Auch das Bündnis, vielmehr die Überschneidung mit der niedersächsischen NPD, scheint sich negativ auf die derzeitige Handlungsfähigkeit der norddeutschen Strukturen ausgewirkt zu haben. Bestimmten bis vor wenigen Monaten noch politische Hardliner die Geschicke des NPD-Landesverbandes kam es zu einem "demokratischen Rollback", um einmal auf eine Beschreibung zurückzugreifen die innerhalb der Szene kursiert. Das Bündnis zwischen militanter Neonaziszene und Parteistrukturen musste in den letzten Monaten einige Rückschläge verkraften. Die "Hoffnungsträger" der militanten Neonaziszene haben inzwischen nach internen Richtungskämpfen und zum teil harten Auseinandersetzungen den Landesvorstand verlassen, widmen sich nun dem Aufbau "neuer" Strukturen. Auch der Aufbau von Parteistrukturen der Partei "Die Rechte", und damit verbundenen Richtungsstreitigkeiten dürfte nicht unwesentlich zur Schwächung der überregionalen Organisationsstrukturen beigetragen haben.

Damit ist keineswegs eine Entwarnung gegeben. Doch ist die Schwächung neonazistischer Strukturen in Niedersachsen nicht von der Hand zu weisen. Eine Schwächung, welche sich nun auch bei dem Aufmarsch in Bad Nenndorf im Rahmen sinkender TeilnehmerInnen manifestierte. Das Augenmerk sollte nun auf der Beobachtung von Reorganisationsschritten der Neonaziszene liegen. Da diese Schritte der Reorganisation auch immer mit Personen verbunden ist, haben wir uns entschieden einen Überblick, ein "Gruppenbild" aller TeilnehmerInnen des Neonaziaufmarsches in Bad Nenndorf zu veröffentlichen. Neben überregionalen Neonazikadern ist es durchaus interessant welche niedersächsischen Führungskader und Neonazigruppierungen ihren Weg nach Bad Nenndorf fanden. Wir hoffen damit eine Hilfestellung für weiterführende Recherchen zu geben.