[Saalfeld] Bericht über Antifa-Demo am 10.03.

Antifaschistisches Jugendbündnis Saalfeld 12.03.2012 13:37 Themen: Antifa
Am 10.3.2012 fand unsere Demonstration „Damals wie Heute – rechten Konsens brechen“ in Saalfeld statt.
Etwa 300 Menschen nahmen ab 14 Uhr an unserer Demonstration teil, deren Route vom Bahnhof auf den Markt führte, wo die erste Zwischenkundgebung abgehalten wurde. Danach zogen die vorwiegend jungen Antifaschist_innen über den Boulevard zum Meininger Hof, anschließend an der Polizei vorüber zur Südstadtgalerie und am Klubhaus der Jugend vorbei zurück zum Markt.
Die Stimmung war gut, die Demospitze laut und so konnte der Forderung den rechten Konsens zu brechen kraftvoll Nachdruck verliehen werden.
Die Polizei begleitete den Demonstrationszug zurückhaltend und ermöglichte damit eine gute Außenwirkung. Da die Nazis dazu aufgerufen hatten, unsere Veranstaltung zu stören, konzentrierten sich die Beamt_innen darauf Störaktionen rechter Kleingruppen zu verhindern.
Jedoch schaffen es mehrere Nazis direkt an der Aufzugsstrecke zu provozieren und Fotos oder Videos aufzunehmen. Einige von ihnen wurden in Gewahrsam genommen oder mussten den Rückzug antreten. Die Nazis beschädigten ein am Bahnhof geparktes Auto eines DGB-Funktionärs und bedrohten diesen später auf der Polizeiwache.
Wir schätzen die Demonstration als erfolgreich ein und sehen sie als Auftakt für weitere antifaschistische Aktivitäten im Landkreis. Ein herzlicher Dank geht an alle Menschen, die vorwiegend aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt den Weg nach Saalfeld fanden um die Antifaschist_innen hier zu unterstützen.

Die gehaltenen Redebeiträge sind unter  http://damalswieheute.blogsport.de zu finden.
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Ergänzungen

Redebeitrag zur Notwendigkeit radikaler Gesel

Antifa Arnstadt-Ilmenau 12.03.2012 - 21:29
Redebeitrag zur Notwendigkeit radikaler Gesellschaftskritik

Redebeitrag der Antifa Arnstadt-Ilmenau zur Notwendigkeit radikaler Gesellschaftskritik

Wir unterstützen heute diese Demonstration, weil wir die Gegenwehr gegen Nazis, ihre Strukturen und Aufmärsche für notwendig halten; notwendig, damit Menschen, die aus vielerlei Gründen potentielle Opfer von Nazigewalt sind von diesen nicht länger bedroht werden und notwendig damit sich emanzipatorische Strukturen, die es mit der Nazigefahr aufnehmen können, überhaupt erst entwickeln können. Bei der Bekämpfung von Nazistrukturen stehen zu bleiben, halten wir allerdings für einen Fehler. Der nachhaltige Kampf gegen Nazistrukturen, muss den Kampf gegen ihre Ursachen mit einschließen. Diese Ursachen sehen wir ganz grundlegend in der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaftsordnung verwurzelt, in der wir leben. Nazis sind ein notwendiges Produkt dieser Gesellschaftsordnung und Gesellschaftskritik der einzige Weg ihrer habhaft werden zu können.

Dabei muss man nicht 10 Jahre Marx und Adorno studieren, um zu der Einsicht zu gelangen, dass Abschiebung Beihilfe zum Mord ist, dass das Kapitalverhältnis unter dem wir alle leben müssen, unser Leben zurichtet und zerstört und dass dieser Staat und alles, was Staatlichkeit ausmacht, sich zuverlässig als Negativfolie für das eignet, was Freiheit eigentlich ausmachen könnte. Wohl aber muss man Marx und Adorno zu Rate ziehen, um zu begreifen warum das so ist. Nichts ist zerstörender für Gesellschaftskritik als wenn richtige Einsichten auf die falschen Ursachen zurückgeführt werden, wenn mit Personifizierungen hantiert wird und dabei auch noch verkannt wird, dass die eigene Verstrickung enorm, ja unlösbar ist. Dagegen hilft keine vegane Abstinenz, kein Fair Trade, kein Schuhboykott und all der andere Kram mit dem sich Alternative und Bauchlinke einreden, die Welt wäre eine bessere, wenn nur alle den Fortschritt boykottieren würden.

Wenn gegen jene versteinerten Unterdrückungsverhältnisse, die die wandelnden Leichen in den Schulen, Kaufhäusern, Polizeikasernen und Amtsstuben schon gar nicht mehr wahrnehmen, weil sich ihnen die Unfreiheit schon wie eine zweite Natur anvertraut hat; wenn also gegen diese Unterdrückungsverhältnisse eines hilft, dann nicht die blinde Praxis, die überall zugleich sein will und das Unrecht doch nirgends verjagt, sondern die vernünftige Theorie, die, als Denken selbst schon ein Tun, sich in eine vernünftige Praxis übersetzen lässt, die die Hoffnung auf ein Ende der Katastrophe noch aufrecht erhalten kann. Jene Katastrophe ist, wie Walter Benjamin schrieb, kein heraufziehender Schrecken am Horizont, sondern die Tatsache, dass das schreckliche Hier und Jetzt einfach immer weiter geht, dass die kapitalistische Barbarei ein Dauerzustand geworden ist.

Daran schuld tragen nicht Einzelne allein, sondern die Schuld tragen Verhältnisse, an denen alle zugleich teilhaben, so sehr man sich auch subjektiv über sie erheben mag. Die kapitalisierte Gesellschaft ist ein allumfassender Zwangszusammenhang mit dem Einzelne nicht brechen können und zu deren Rechtfertigung bürgerliche Ideologie genauso beiträgt wie ihre radikalisierte Form, die Naziideologie. Den gemeinsamen Charakter dieser Ideologien zu erkennen und daraus die politischen Konsequenzen zu ziehen, ist die Aufgabe linksradikaler Gesellschaftskritik.

Es gilt also die Erkenntnis, dass Nazis und ihr Tun genauso zu dieser Gesellschaft dazu gehören, wie der Zwang und die Unfreiheit, die uns als ihr Gegenteil verkauft werden, in eine Theorie und Praxis zu überführen, die die Zerstörung dieser versklavenden Gesellschaftsordnung und deren Überführung in einen Verein freier Menschen, wie Marx es nannte, denkbar macht. Hierfür muss die radikale Linke die Bildung kritischen Bewusstseins befördern und in diesem Sinne denkend vorangehen, anstatt sich nur der Symptome kapitalistischer Vergesellschaftung zu widmen und im schlimmsten Fall den Standort Saalfeld, Dresden oder Deutschland überhaupt vor seiner eigenen Brut zu beschützen. Wir wollen kein besseres, kein geläutertes, kein nazifreies Deutschland, wir wollen, dass Deutschland endlich aufhört.

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