Selbstbestimmtes Arbeiten statt Repression

Bündnis Recht auf Straße 17.01.2012 14:37 Themen: Antirassismus Biopolitik Freiräume Gender Repression Soziale Kämpfe
Sexarbeit in St. Georg ist nicht zu verdrängen!
Kommende Woche, am 24.1., soll in der Hamburger Bügerschaft die sogenannte „Kontaktverbots-Verordnung“ verabschiedet werden, die Kunden der Sexarbeit in St. Georg das Anwerben der Dienstleistungen bei Strafe untersagt. Das Bündnis Recht auf Straße kritisiert die geplante Verordnung als weitere Eskalationsstufe der Repression und spricht sich für die Ermöglichung guter Arbeitsbedingungen aus. Es gelte Selbstbestimmung zu bestärken statt Prekarisierung zu verschärfen.
Der Hamburger Senat will am 24. Januar eine „Kontaktverbotsverordnung“ beschließen von der er sich eine wirksame Verdrängung der Sexarbeit aus St. Georg erhofft. Diese Verordnung sieht vor, dass Kunden unter Strafe verboten ist, die Dienstleistung von Sexarbeiter_innen zu erfragen. Damit stellt die Verordnung neben Bußgeldern über mehrere hundert Euro und Aufenthaltsverboten eine weitere Eskalationsstufe der Vedrängungspolitik gegen Sexarbeit in St. Georg dar. Im Rahmen von stadtentwicklungspolitischen Aufwertungsbestrebungen ist die Verdrängung des Straßenstrichs aus St. Georg erklärtes Ziel. Bußgelder und Repression erhöhen den Druck, klandestiner arbeiten zu müssen und damit die in der Arbeit bestehenden Risiken.
St. Georg hat sich über die Jahre jedoch zu einem Ort mit wichtigen Infrastrukturen für die Sexarbeiter_innen entwickelt. So arbeiten die Frauen, Transpersonen und Männer in diesem Stadtteil selbstbestimmt für ihre eigene Tasche. Zudem können Pausen in Cafés verbracht und Bedarfe in sozialen Einrichtungen geklärt werden. „Die Repression in St. Georg ist bitterer Ausdruck einer Stadtpolitik, die beständig neue Ausgrenzungen erzeugt. Wir setzen uns ein für ein Recht auf Straße als ein Recht auf Stadt, das dem städtischen Verwertungsdenken widerspricht“, so Lana Platzert von dem Bündnis Recht auf Straße. Das Bündnis versucht bestehende Widerstände von Sexarbeiter_innen zu unterstützen und setzt links-feministische Perspektiven gegen die Repression.
Die Vision eines aufgewerteten Stadtteils scheint keinen Platz zu haben für langjährig gewachsene lokale Gegebenheiten wie Sexarbeit, bestimmte Nutzungsformen des öffentlichen Raums oder Kneipen wie den Hansatreff. Repression ist die Antwort auf ein selbstbewusstes Bleiben unterschiedlicher Strukturen und Gruppen von Menschen. „Will St. Georg sich zu einem vorzeigbaren Stadtteil herausputzen, so muss es vorangehen mit der Ermöglichung von guten Arbeitsbedingungen innerhalb eines Gewerbes, das sich nicht verdrängen lässt“ sagt eine Anwohnerin des Hansaplatzes.
Momentane Versuche rassistischer Spaltungen der Sexarbeiter_innen in einen erwünschten Teil und diejenigen, denen ihre Selbstbestimmung abgesprochen wird, die als Opfer von Menschenhandel gelten, dienen allenfalls der Schwächung der Position der Arbeiter_innen. „Eine Lösung kann nur in Arbeitsverhältnissen liegen, in denen Arbeiten als solche anerkannt und angemessen bezahlt werden“, so Sara Hansa vom Bündnis Recht auf Straße, „die Stadt muss allen Bewohner_innen Orte und Möglichkeiten bieten und nicht nur denen, die sich städtische Mitsprache über den Erwerb einer Eigentumswohnung erkaufen“. Dem Bündnis gegenüber ist von einer Demonstration die Rede, die Sexarbeiter_innen zum Rathhaus veranstalten wollen. Eine solche lautstarke Widersetzung vermag hoffentlich dem harten Wind der Stadt zu trotzen. „Sexarbeit bleibt eine nachgefragte Dienstleistung. Deshalb gilt es gute Arbeitsbedingungen und Selbstbestimmung zu erkämpfen“, so Lana Platzert von dem Bündnis, „wir freuen uns, an der Demonstration teilzunehmen“. Darüber hinaus veranstaltet das Bündnis Recht auf Straße am Samstag 4. Februar um 14Uhr eine Kundgebung auf dem Hansaplatz.
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Ergänzungen

Demonstration gegen die Kontaktverbosverordnu

von Sexarbeiter_innen 17.01.2012 - 19:43
Am 24.1.12
Um 14 Uhr
Vom Hansaplatz
Zum Rathaus

FAU Berlin hat auch was dazu gemacht

jojoooo 18.01.2012 - 18:15