Und was machst du am 13./18. Februar?

Kombinat Fortschritt 07.02.2012 16:57 Themen: Antifa Repression
Nachdem im vergangenen Februar antifaschistische Massenblockaden erneut den vermeintlichen "Gedenkmarsch" anlässlich der alliierten Bombardierung Dresdens 1945 erfolgreich verhindern konnten, scheint der Großaufmarsch in diesem Jahr gar nicht erst statt zu finden. Dennoch mobilisieren auch in Mecklenburg-Vorpommern Antifaschist_innen in diesem Jahr nach Dresden und zwar nicht nur zum Wochenende, an welchem sich bisher mehr als 20.000 Menschen an Massenblockaden beteiligten, sondern auch zum kommenden Montag, um den traditionellen "Gedenkmarsch" unmöglich zu machen. Kombinat Fortschritt sprach mit Sebastian aus der lokalen Vorbereitungsgruppe, ob sich eine Fahrt in das Bundesland mit dem besonderen Verhältnis zum "Totalitarismus" lohnt und was die kommende Woche dessen Landeshauptstadt bringen wird.
KomFort: Nachdem "Dresden" im vergangenen Jahr erfolglreich verhindert wurde und die JLO und deren Komparsen sich dieses Jahr nicht in der Lage fühlten einen Großaufmarsch für das Wochenende nach dem 13. Februar zu organisieren, stellt sich für uns die Frage, welche Bedeutung misst du dieses Jahr "Dresden" im antifaschistischen Jahreskalender bei - ist der Sack schon zu?

Sebastian: Der große Sack - im Sinne des größten Naziaufmarsches in Europa hat sich sicherlich erledigt. Damit ist das ursprüngliche Ziel, das sich No Pasaran gesetzt hatte, erfüllt. Mittels zivilen Ungehorsams ist es gelungen den alljährlichen Aufmarschplan von Rassist_innen, Antisemit_innen und Geschichtsrelativierer_innen zu durchkreuzen. Aber es gibt natürlich noch den "kleinen Sack". Und wenn wir von kleineren Naziaktivitäten im Februar in Dresden sprechen, dann reden wir von mehreren tausend Nazis.

KomFort: Welche spezifische Rolle nimmt gerade der 13. Februar deiner Meinung nach, als Ereignis für "Dresden" ein?

Sebastian: Der 13. nimmt als Tag insofern eine besondere rituelle Stellung ein, weil er für das offizielle Dresden einen Dreh- und Angelpunkt der eigenen Geschichtskontruktion darstellt - wonach die Geschichte Dresdens sich teilt, und zwar in eine Phase vor und nach dem 13. Februar. Obwohl festzustellen ist, dass es in den letzten Jahren bei den offiziellen Vertreter_innen der Stadt - vor allem auf Grund antifaschistischer Interventionen - zu einer Verschiebung des Erinnerungsdiskurses gekommen ist, spielt der 13. Februar noch immer eine zentrale Rolle als identitätsstiftendes Moment - einerseits für die Stadt aber vor allem auch für die Naziszene.

KomFort: Inwiefern?

Sebastian: Wir haben schon vor einigen Jahren gesehen, dass es Animositäten zwischen der Großveranstaltung, welche am Wochende stattfand und dem traditionellen Aufmarsch gab.

KomFort: Welche genauen Gegensätze machst du da aus? Uns erschien es immer als einheitliche Veranstaltung, in der Masse und vor allem Macht demonstriert werden sollte.

Sebastian: Auf der einen Seite nahmen eher JLO- und NPD-Mitglieder, die auf massenwirksame Mobilisierung abzielten das Wochenende in den Blick. Dem gegenüber versuchten vorangig "freie Kräfte" einen traditionalistischen Aufmarsch am 13. Februar zu inszenieren. Klar ist: Mittels zivilem Ungehorsam ist es gelungem dem Großaufmarsch ein Ende zu setzen. Nicht ohne Grund hat die JLO alle Anmeldungen in diesem Jahr zurückgezogen. Dennoch bleibt auch - und gerade für die überregionale Naziszene - der 13. Februar ein zentrales Datum in ihrem Aufmarschkalender.

KomFort: Was heißt das konkrekt - Was ist für den kommenden Montag zu erwarten?

Sebastian: Wir haben gesehen, dass wenn der Widerstand am Wochendende anstieg, die Teilnehmer_innenzahl am 13. nach oben schoss, sich scheinbar die Gewichtung dorthin verlagerte, wo weniger Protest zu erwarten schien. Und damit ist klar, was für den 13. Februar zu erwarten ist. Vermutlich werden sich mehr als 2000 Nazis, in der Hoffnung ihren Hass- und Gewaltmarsch durch Dresden durchsetzen zu lassen, versammeln.

KomFort: Bisher wurde der 13. Februar eher als Nebenschauplatz betrachtet - warum ist es deiner Auffassung nach dennoch notwendig auch in diesem Jahr in Präsenz zu zeigen?

Sebastian: Ihr meint abgesehen davon, dass 2000 Nazis oder mehr durch die Gegend ziehen? Also das wird mit einiger Sicherheit der größte Naziaufmarsch in diesem Jahr. Da gilt es nicht nur Präsenz zu zeigen, sondern auch zu intervenieren.

KomFort: Was genau ist denn derzeit in Dresden in Planung, wenn man davon ausgehen muss, dass sich mehrere tausend Nazis im Elbflorenz versammeln?

Sebastian: Es wird einen Täterrundgang geben. Exemplarisch soll an den jeweiligen Orten aufgezeigt werden, dass Dresden eben nicht die unschuldige Stadt war, für die sie zumindest noch ein Teil der Bürger hält, beziehungsweise zu der die Nazis sie machen wollen. Begonnen wird bei der "Mutschman-Villa". Dort hatte sich der Gauleiter Sachsens einen privaten Luftschutzbunker bauen lassen, während die "normale Volksgemeinschaft" mit den Luftschutzkellern vorlieb nehmen musste. Noch ist nicht ganz klar, wo die Nazis marschieren wollen. Wir werden aber in jedem Fall dann vor Ort sein!

KomFort: Und der 18. Februar ist völlig abgeschrieben?

Sebastian: Am 18. Februar wird es eine große Demonstration gegen die "sächsische Demokratie" geben. Hier soll gegen die Art und Weise protestiert werden, wie im Freistaat Sachsen gegen zivilen Ungehorsam vorgegangen wird. Das Vorgehen der sächsischen Justiz und der Exekutive ist einzigartig. Vielleicht soll es es auch als Vorbild dienen. Die Nazis werden am 18. Februar nicht wirklich was zu melden haben. Das haben sie inzwischen selbst eingesehen. Jetzt geht es darum unsere Genossen und Genossinnen zu unterstützen die Opfer der Polizei- und Justizwillkür sind.

KomFort: Letztes Jahr haben die Nazis ja versucht durch einen "Fackelmarsch" der so genannten "Unsterblichen" ihre Machtdemonstration wenigsten im Geheimen durchzuziehen. Wie schaut es damit in diesem Jahr aus?

Sebastian: Demonstration leitete sich aus dem lateinischen 'demonstrare' also (sich) zeigen ab. Wer in der Nacht klandestin durch die Gegend stromert verlässt gewissermaßen den politischen Raum. Ohne Frage ist es für die Nazis extrem motivierend zu einer kleinen eingeschworenen Gemeinschaft zu gehören. Wenn man allerdings überlegt, dass sie mal ursprünglich hofften bei den Aufmärschen mit 10.000 Kameraden durch die Dresdner Innenstadt zu ziehen, ist das ein Armutszeugnis.

KomFort: Wie komme ich jetzt eigentlich auf dem schnellsten Weg nach Dresden?

Sebastian: Ich weiß nicht ob es Direktflüge von Rostock-Laage nach Dresden gibt. Am sichersten und mit vielen anderen Gleichgesinnten fährt es sich mit den Bussen, die von uns organisiert werden. Und Karten gibts, wo es Karten gibt. Also bei den Infoveranstaltungen und den üblichen Verdächtigen.

KomFort: Dank dir erstmal für die Zeit, die Du dir in der heißen Phase der Vorbereitungen noch genommen hast und bis bald im Bundesland mit dem besonderen Verhältnis zum "Totalitarismus".
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Ergänzungen

Infos zur Anreise von NRW nach Dresden

Dresden Nazifrei / NRW 08.02.2012 - 00:11
Noch immer ist zu befürchten, dass Neonazis am Samstag, 18. Februar 2012 in Dresden aufmarschieren. Zwar haben einige Neonazis bereits vor unseren Aufrufen für Blockaden kapituliert, andere Rechte wollen sich jedoch weiterhin am 18.2. in Dresden versammeln.
Wir rufen weiterhin dazu auf, nach Dresden zu fahren. Wir überzeugen uns selbst, ob der Nazi-Aufmarsch Geschichte ist. Letzte Infos für NRW.

Infos hier:  http://nrwdresden.blogsport.de


Aachen
Bus ist komplett voll! Interessierte bitte auf andere Busse ausweichen.

Bielefeld und Region
• Veranstaltung + Bustickets: Donnerstag, 9.2., 19 Uhr, im Ostbahnhof // Vorbestellungen für Tickets bitte über die Linksjugend per Mail an:  info@linksjugend-bielefeld.de
• Buskarten: Parteibüro „Die Linke“, August-Bebel-Str. 126 (Mo: 21-22 Uhr, Do: 19-21)

Bonn
• Veranstaltung + Busticketverkauf: Donnerstag, 9.2., 20 Uhr, Buchladen La Sabot, Breite Str. 76, 53111 Bonn
• Buskarten: Buchladen LeSabot, Breitestr. 76 (Mo-Fr: 10-18 Uhr, Sa: 10-16 Uhr)

Dortmund
• Veranstaltung + Bustickets: Freitag, 10.2. ab 21 Uhr bei einem Dresden-Soli-Konzert mit Holger Burner, Yellow Pepper’s, Schützenstr. 46
• Infos und Bustickets: Dienstag, 14.2., 18 Uhr, MdB-Büro Jelpke, Schwanenstr. 30, 44135 Dortmund

Duisburg
• Buskarten I: Parteibüro „Die Linke“, Gravelottestr. 28, 47057 Duisburg (Mo: 11-16 Uhr, Do: 12-17 Uhr, Fr: 12-17 Uhr
• Buskarten II: Linkes Zentrum, Elsässer Straße 19, 46045 Oberhausen (Mo: 11-16 Uhr, Do: 12-17 Uhr, Fr: 12-17 Uhr

Düsseldorf
• Letzte Infos + Busticketverkauf: Montag, 13.2., 19.30 Uhr, Linkes Zentrum, Corneliusstr. 108
• Bustickets gibt es im Buchladen “BiBaBuZe”, Aachener Str. 1, 40223 Düsseldorf (Mo-Fr: 9.30-18.30 Uhr, Sa: 9.30–16 Uhr)

Köln
• Infos + Busticketverkauf: Donnerstag, 9.2., 19 Uhr, LC Köln
• Bustickets gibt es im Büro der LINKEN, Zülpicherstr. 58 (Mo: 14:30-18 Uhr, Fr: 11-18 Uhr)

Linker Niederrhein (Kreis Viersen, Mönchengladbach, Krefeld und Kreis Heinsberg)
• Infos + Busticketverkauf: Samstag, 11.2. ab 16 Uhr, Parteibüro „Die Linke“ in Viersen, Tönisvorster Str. 31, 41749 Viersen-Süchteln, ggü. dem Krankenhaus, Vorbestellungen für Tickets bitte über „SJD – Die Falken“ per Mail:  falken-schwalmtal@freenet.de



Wir überzeugen uns selbst, ob der Naziaufmarsch Geschichte ist!

Infos:  http://www.nrw.dresden-nazifrei.com

Ticker

Sympatisant_in 08.02.2012 - 15:56
unter wap.13feb.info (Handy) und www.13feb.info (Browser) wurden schon die ersten Infoticker für den 13. und 18. veröffentlicht

Zahlen

tölva 08.02.2012 - 16:57
Am 19. letztes Jahr waren es wohl um die 5000 im Stadtgebiet, alle zusammengerechnet, also sowohl die am Hbf. als auch die in Plauen gekesselten als auch die , die in Löbtau randaliert haben sowie eine ganze Reihe Kleingruppen. Ne´ganze Reihe sind wohl auch schon vor den Stadttoren abgewiesen worden. Es scheint auch eine ganze Menge Rechter gegeben zu haben (jedenfalls nach deren Plattform), die nach ihrem Desaster 2010 keinen Bock mehr auf Dresden hatten! Am 13.2. letztes Jahr waren es wohl um die 2000 und 2010 definitiv mehr!
Z.Zt. werde ich den Eindruck nicht los, dass die Polizei einen Marsch am 13.2. - wo auch immer - wird erzwingen wollen und dafür nötigenfalls auch die der Stadt und den Medien versprochene zurückhaltende Linie aufzugeben bereit ist. Die Rechte verspricht sonst immerhin am 18.2. "in Dresden oder anderswo" aufzumarschieren. Die einschlägigen rechten Seiten - einschließlich NPD - verlinken zu einem "Marsch der Erinnerung" oder ähnlich, genaueres allerdings nur, wenn man sich gezielt an einen bestimmten Kontakt wendet.
Beunruhigend ist die unglaubliche bundesweite Hochglanzpropagandaschlacht mit dem computerbearbeiteten Tränenpüppchen...

nochmal tölva

Zahlen? 08.02.2012 - 21:42
Aus verschiedenen Kreisen ist zu hören, dass man mit "bis zu" 2000 rechnet. Ist nicht von der Hand zu weisen, kann aber auch ´nen Flop sein. Die Rechte - einschließlich NPD, die den rechten Demoaufruf auch (noch?) verlinkt hat - spielt anscheinend Katz´ und Maus` und versucht gezielte Verunsicherung um Polizei, "Offizielle", "Bürger" und das gesamte engagierte Spektrum von Grünen,Linken,Antifa, engagierten Christen... auf jeder Ebene gegeneinander auszuspielen. Deswegen halte ich es einfach mal für sinnvoll, an einem Strang zu ziehen auch mit Bürgerlichen. Also - auch wenn ich mich etwas unwohl bei meinem vorschlag fühle - wäre mal nett und v.a. im eigenen Interesse, wenn man mal nicht versucht, die Menschenkette mit dümmlichen Slogans zu stören. Viele von denen kamen letztes Jahr anschließend zu Blockaden und es werden mit Sicherheit mehr, wenn man mal nicht provoziert. Alles andere wäre ÖL ins Feuer gießen und ein Motiv für eine unnötig harte Linie auch gegen Alte... Einfach mal schlau sein.
Erlaubte und abgesprochene Demoroute der Rechten möglicherweise HBf --> Bhf.Mitte. M.W. erste und bisher einzige Kolportation, nicht gesichert!

mobi.video

mobi 08.02.2012 - 22:39

(muss ausgefüllt werden)

(muss ausgefüllt werden) 19.02.2012 - 17:35

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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13. Februar — Anmerker

Was ich mache? — ...

und was machst du — am 11. februar?

letztes jahr — zahlen?

Zahlen — Zahlenmann