Zum Mordfall Nikita Kalin

indy.ru 06.06.2012 07:44 Themen: Antifa Weltweit
In Samara (Russland) wurde am Morgen des 9. Februar der Antifaschist Nikita Kalin ermordet aufgefunden. Ein mutmaßlicher Täter wurde festgenommen, aber nach einem Geständnis wieder freigelassen. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen abgeschlossen, der Prozess wird in nächster Zeit beginnen. Auf Indymedia Russland ist gestern eine Erklärung des Opferanwalts erschienen, in der er erhebliche Zweifel äußert, dass hier die Wahrheit herauskommen wird.
P. Krasnow ist der Anwalt von Nikitas Mutter, die in diesem Verfahren als Geschädigte gilt (so ungefähr wie sie im deutschen Strafverfahren die "Nebenklägerin" wäre). Er ist sich nicht einmal sicher, ob der Angeklagte überhaupt etwas mit der Tat zu tun hat, und fürchtet, dass sich die Ermittlungsbehörden die Sache zu einfach machen.

Nikita wurde am 9.2. mit über 60 Messerstichen getötet, gestohlen wurde ihm jedoch nichts. Deswegen gingen seine antifaschistischen FreundInnen von Anfang an von einer politisch motivierten Tat aus. Am selben Tag wurde der wegen Diebstahls vorbestrafte Nikolai Saliwaka festgenommen, der als "Mitglied einer Neonazigruppierung" (inoffizielle Angaben der Polizei gegenüber Nikitas Mutter -- offiziell gingen die Behörden nicht von einem "politischen Motiv" aus), aber auch als "Rap-Fan vom Rand der Gesellschaft" bezeichnet wurde. Saliwaka unterschrieb ein Geständnis, wurde bald darauf freigelassen und widerrief schließlich; er hätte nur unter "Druck" gestanden. Vor allem die These, Saliwaka habe die Tat allein verübt, erscheint angesichts der Vielzahl von Verletzungen (außer den Messerstichen noch Kopfverletzungen und Knochenbrüche) und der weiteren Tatumstände unglaubwürdig.

Dass er beteiligt war, hält Anwalt Krasnow zwar für möglich. Er hat jedoch nach Prüfung der Akten den Eindruck, dass die Behörden nicht daran interessiert waren, den Fall wirklich aufzuklären; nach MittäterInnen wurde gar nicht gesucht, obwohl das gerichtsmedizinische Gutachten und viele weitere Fakten auf mehrere TäterInnen hindeuten. Die Ermittlungsakte, die die Staatsanwaltschaft Ende Mai an das Gericht übergeben hat, sei insgesamt lückenhaft und widersprüchlich. Bleibt abzuwarten, ob es im Prozess gelingt, die Wahrheit über Nikitas Tod herauszufinden.
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